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Statistiken werden gefälscht - stimmt´s?

Eigentlich gilt ja: Wahrheit weiß, Gerücht schwarz. In der vierten Folge der Podcast-Serie "Fakecast" aber geht es um das große Grau. Zum Beispiel um die Grauzone zwischen der Lebenswirklichkeit von Arbeitslosen und der Arbeitslosenquote.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Medien am .

Ulrich Wockelmann nennt sich einen Erwerbslosenaktivisten. Er ist selbst arbeitslos, lebt von Grundsicherung und berät andere Hartz-IV-Empfänger. Vor allem kritisiert er, wie Arbeitslosigkeit in Deutschland gemessen wird, das sei grundsätzlich falsch.

"Diese ganzen Arbeitslosenzahlen werden als Politikum verwendet, das ist eine Schönrechnerei, um Erfolge vorzugaukeln, die definitiv nicht da sind." Ulrich Wockelmann, Aktivist

Arbeitslosenstatistik: gleiche Zahl anders interpretiert

An der Arbeitslosenzahl lässt sich tatsächlich gut zeigen, warum die gleiche Zahl von

so vielen Menschen unterschiedlich interpretiert werden kann. Was die Bundesagentur für Arbeit unter Arbeitslosen versteht, steht im Sozialgesetzbuch:

„Personen, die vorübergehend nicht in einem Beschäftigungsverhältnis stehen, den Vermittlungsbemühungen der Agentur für Arbeit zur Verfügung stehen, eine versicherungspflichtige Beschäftigung suchen und sich arbeitslos gemeldet haben.“ Sozialgesetzbuch III

Da kommen aber einige Menschen nicht vor, nämlich die, die in Weiterbildungsmaßnahmen sind, Menschen, die Ein-Euro-Jobs haben, Aufstocker, deren Lohn nicht reicht. In Zahlen ausgedrückt heißt das: Zu den rund 2,6 Millionen Arbeitslosen, die die Bundesagentur zuletzt verkündet hat, kommen noch einmal 3,5 Millionen Menschen, die unterbeschäftigt sind. Die Bundesagentur für Arbeit gibt das auch bekannt bei der monatlichen Pressekonferenz. Es wird nur nicht groß darüber berichtet.

Gefühlte Arbeitslosigkeit widerspricht Erfolgsmeldungen

Das Hauptproblem bei der Arbeitslosenstatistik aber ist: Die offiziellen Zahlen widersprechen dem Empfinden des Einzelnen. Erfolgsmeldungen vom Arbeitsmarkt wie sinkende Zahlen im Vergleich zum Vorjahr, viele freie Stellen, geringe Quote hören sich für jemanden, der seit Jahren keine Antwort auf Bewerbungen erhält, zynisch an. Was es mit Leuten macht, wenn das, was in den Medien berichtet wird, nicht mehr zu dem passt, was sie erleben, sieht Ulrich Wockelmann täglich.

"Ich sag mal: Die Zahl der Wutbürger steigt. Leute kommen aus einer Situation von Verzweiflung. Dass sie sich einem Mammutunternehmen gegenübergestellt, mit dem sie nicht klar kommen. Sie sehen sich einer Übermacht gegenüber ausgeliefert." Ulrich Wockelmann, Aktivist

Ihre Wut mache diese Menschen skeptisch und richte sich irgendwann gegen die Regierung. Und am Ende ist ein einzelner Mensch überzeugt: Der Staat, die Medien und die Statistik lügen.