Rossy de Palma ist Maria, die spanische Haushälterin eines reichen amerikanischen Paares, das in der Nähe von Paris ein nobles Anwesen unterhält. Toni Colette und Harvey Keitel spielen die beiden Eheleute. Gelegentliche Dinner-Partys gehören zum guten Ton des sozialen Austauschs mit anderen Gutbetuchten.
Als eines Abends plötzlich ein 13. Gedeck auf dem Tisch steht, weil sich der Sohn des Hausherren überraschend selbst eingeladen hat, bittet die abergläubische Gastgeberin ihre Dienstmagd, in die Rolle des 14. Gastes zu schlüpfen, einer mysteriösen Spanierin, deren Herkunft am besten geheim bleibt. Maria, so wird ihr eingeschärft, soll den Mund halten, ein nettes Gesicht aufsetzen und vor allem – bitte, bitte! – nichts trinken. Doch dann leert sie ihr Rotweinglas vor lauter Aufregung besonders schnell, und bald unterhält sie die ganze Tisch-Gesellschaft mit schlüpfrigen Witzen.
Man sieht: Rossy de Palma findet als Maria größten Spaß an ihrer Rolle – und ist zunehmend beseelt von der sozialen Utopie, dass es doch möglich sein muss, alle Klassenschranken zu überwinden. Sie verliebt sich in den superreichen David – und er in sie.
Variation von Aschenputtel
Die französische Bestsellerautorin Amanda Stehrs variiert in ihrer zweiten Regiearbeit das Märchen von Aschenputtel mit bitterer Ironie, und lässt keinen Zweifel daran, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. So geht die Schere zwischen Arm und Reich verhängnisvoll auf. Der soziale Aufstieg wird verhindert, der Lift nach oben bleibt stecken.
„Madame“ hätte dabei noch mehr Fallhöhe entwickeln können, bisweilen ist die Kamera zu sehr in die luxuriösen Oberflächen verliebt, wirkt die Machart zu glatt. Aber Rossy de Palma erdet das wieder, in ihrem Spiel mischen sich Demut und Rebellion auf eine ganz eigenwillige Art und Weise. Toni Colette und Harvey Keitel bleiben blass neben ihr.
Der Spanierin sieht und hört man einfach gerne zu – am besten in der englischen Originalfassung mit Untertiteln. Rossy de Palma spricht in „Madame“ nämlich ein wunderbar schräges Englisch. Sie ist prinzipiell gegen die Synchronisation von Filmen, sagt sie, weil die Stimme doch zum Körper gehöre.