Itzhak Perlman spielt Geige (Filmausschnitt "Ein Leben für die Musik")
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Itzhak Perlman in "Ein Leben für die Musik" (Filmausschnitt)

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Neu im Kino: "Ein Leben für die Musik" über Itzhak Perlman

Itzhak Perlman, der Sohn jüdischer Immigranten in den USA, gilt als Wunderkind. 1958 trat er erstmals mit Geige in einer TV-Show auf und begeisterte Millionen. Jetzt startet der Doku-Film über den 72-Jährigen: "Ein Leben für die Musik".

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13 Jahre alt, als Vierjähriger an Kinderlähmung erkrankt, und trotzdem auf dem Weg, einer der großen Virtuosen an der Geige zu werden. So stellt Ed Sullivan 1958 in seiner Show einen kleinen Jungen vor: Itzhak Perlman. Die Fernseh-Aufnahmen zeigen einen aufgeweckten Jungen: Locken, flattriges Hemd und sehr flinke, sehr geschulte Hände. Nur sitzt der 13-Jährige beim Geigespielen anstatt zu stehen – die Folge der Polioerkrankung, die Perlmans Karriere, die auf diesen Auftritt folgte, beinahe verhindert hätte.

“There was no question about his talent. I think the question in somebody’s head was he walked with crutches. And they called it wrong, they really called it wrong. And I know at the time that they was calling it wrong.” Dorothy DeLay

Niemand, erzählt Perlmans Lehrerin Dorothy DeLay im Film, zweifelte an seinem Talent. Aber für viele waren seine Krücken ein Problem. Und das sagten sie auch ganz unverblümt. Perlman lenkte den Blick aber beharrlich weg von den Beinen, weg von Krücken oder Rollstuhl, auf seine Kunst, auf Konzerte von Warschau bis Amerika, von Klezmer bis Schubert.

Violonist auf Krücken

Und das gelingt auch dem Film: Natürlich erzählt Regisseurin Alison Chernick von den Schwierigkeiten, sich als behinderter Musiker zu etablieren, natürlich zeigt sie Perlman auch als Teil der jüdischen Kulturtradition, die sein Leben prägte – 1945 wurde Perlman geboren, seine Eltern waren da bereits aus Polen nach Tel Aviv emigriert. Eigentlich aber folgt der Film einem Leben, das sich an Schönheit ausrichtet: an der Schönheit der Musik, die Talent und Übung von Klein auf einfordert.

“Anything that happened in my childhood besides school had to do with, yes, practice and no practice. That’s all it was. Like saying: You have a talent, use it. Because you are not going to be a tennis player.” Itzhak Perlman

Der Film lebt von der Stimme Perlmans, der Lebendigkeit, wenn er von seinem Leben erzählt, sich noch den selbstironischen Kommentar erlaubt, als Tennisspieler hätte er wohl keine Zukunft gehabt.

Ein Jahr auf Perlmans Fersen

Ein Jahr lang ist Alison Chernick dem Geiger gefolgt – in das Haus, in dem er mit Frau und Hund auf dem Sofa Baseballspiele anschaut, zu Familienessen, in Konzertsäle, zu CD-Aufnahmen. Daneben stehen Archivaufnahmen und Interviews mit Weggefährten – allen voran mit der Ehefrau Perlmans Toby.

„Erklärungen führen zu nichts“

Chernick vertraut aber zu Recht weniger auf eine ausgefuchste Dramaturgie oder imposante Bilder, als auf Perlmans Stimme. Seine Kunst zu erzählen hält den Film zusammen. Und so gelingt Überraschendes: Erklären gewöhnliche Dokumentarfilme das Werden einer Person, so erklärt Perlman immer wieder, dass Erklärungen zu nichts führen.

Rätselhafter Zauber der Musik

Warum eine Geige einen ganz besonderen Klang erzeugt, eine andere nicht – rätselhaft. Warum es dem einen Musiker gelingt, sein Publikum zu berühren – unklar. Warum sich Menschen überhaupt von Musik berühren lassen, diese Frage mag Perlman nicht beantworten. Und auch stellen will er sie nur ungern – ganz so, als könne der Versuch, Musik zu erklären, ihren Zauber angreifen. Dass es einen solchen Zauber gibt, daran zweifelt Perlman nicht.