Bildrechte: Tini Tüllmann / Filmlawine

"Freddy/Eddy" von Tini Tüllmann

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Horror am Tegernsee: "Freddy/Eddy" von Tini Tüllmann

Ein Maler, ein seltsamer Doppelgänger und so einige mysteriöse Ereignisse: Regisseurin Tini Tüllmann hat mit kleinem Budget und großen Schauspielern einen bayerischen Psychothriller gedreht, der vieles klug in der Schwebe lässt. Von Kirsten Martins

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Weil sie für ihr Herzensprojekt eines bayerischen Psychothrillers keine Geldgeber fand, machte Tini Tüllmann ihren Film auf eigene Faust. Sie hatte ein grandioses Drehbuch, prominente Schauspieler wie Burghart Klaußner, Jessica Schwarz und Robert Stadlober spielten ohne die üblichen hohen Gagen für sie, auch das Team hinter der Kamera war bereit, für wenig Geld mit dieser engagierten Regisseurin zu arbeiten.

Der imaginäre Kindheitsgefährte

"Ein Freund hat mir erzählt, dass sein Bruder einen imaginären Freund hatte als Kind, der war an allem schuld, was er so verbrochen hat", erzählt Tüllmann über die Grundidee zu ihrem Film. "Ich fand das sehr interessant und habe dann gedacht, wie lustig es wäre, wenn dieser imaginäre Freund mit 40 auf einmal vor der Tür steht."

Freddy ist ein erfolgreicher Maler, dunkle Augen, dunkle Locken. Als er aus heiterem Himmel verdächtigt wird, seine Frau krankenhausreif geschlagen zu haben, beteuert er seine Unschuld. Doch es häufen sich mysteriöse, brutale Ereignisse. Das Sorgerecht für Freddys kleinen Sohn ist in Gefahr, seine Galeristin und seine Freundin distanzieren sich von ihm. Immer wieder erklärt Freddy, nicht er, ein anderer habe die Tat begangen. Einer, der genau so aussehe wie er - vielleicht sein imaginärer Kindheitsgefährte, vielleicht auch ein bisher unbekannter Zwillingsbruder. Doch das glaubt ihm natürlich niemand.

Ich ist vielleicht doch ein anderer

Eines Tages zieht Eddy sogar in das Haus von Freddy, wohnt dort in einem abgedunkelten Zimmer, niemand sieht ihn, alle sehen nur Freddy. Der ist hilflos gefangen zwischen Ängsten und Wahnsinn, dieser andere greift ihn an, schlägt ihn und morgens sieht Freddy im Spiegel ein blutig geschlagenes Gesicht. Freddy kämpft, und je näher er der Wahrheit kommt, umso gefährlicher wird es für ihn in dem Haus ...

Gekonnte Mischung aus Thriller und Psychodrama

Ständig überrascht dieser spannende, dynamische Film voll kluger Dialoge, Tini Tüllmann und ihre wunderbaren Darsteller halten vieles in der Schwebe. Lange lassen die klaren Bilder den Zuschauer im Unklaren, was wahr ist und was nicht. Bis zur überraschenden Lösung ist man ebenso wie Freddy in einem Netz aus Täuschung, Realität und Ängsten gefangen, weiß nicht wem und was man trauen kann. Gekonnt mischt Tini Tüllmann in "Freddy/Eddy" Elemente aus Thriller und Psychodrama, variiert clever das Doppelgängermotiv, setzt einfallsreich Spiegel, reflektierende Glasflächen und Schattenspiele ein. Zeigt einen hilflos wütenden Mann - vielleicht auch zwei - in einer vereisten, verschneiten Landschaft. "Freddy/Eddy" ist mutiges, großes Kino, das völlig zurecht vielfach ausgezeichnet wurde. Nicht verpassen!