Man sieht Liam Gallagher auf der Bühne zwischen Mikrofonen und mit einer Flöte im Mund.
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Liam Gallagher on the stage

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Gallagher & Squire: Ikonen des britischen Rocks kommen zusammen

"Ein Mann mit einer Gabel in einer Welt voller Suppe": So hat Noel Gallagher, Songwriter der Britpop-Band Oasis, mal seinen Bruder Liam beschrieben. Das führte zu Streit, die Band löste sich auf. Jetzt hat Liam mit John Squire ein Album gemacht.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Wie klingt es, wenn zwei Ikonen der britischen Rockmusik gemeinsame Sache machen? "Liam Gallagher & John Squire" heißt das Album, das gerade erschienen ist. Klar war: Gitarren-lastig müssten die neuen Songs sein. Und die Texte? Müsste John Squire selbst schreiben. Das waren die Bedingungen, die Liam Gallagher für die Zusammenarbeit stellte. Squire hatte ihn 2022 bereits bei dessen riesigen Open-Air-Konzerten in Knebworth an der Gitarre unterstützt.

Die Wiege des Britpops

Knebworth in Hertfordshire, Südengland, ist ein legendärer Ort für Britpop-Fans. Dort spielten Oasis, Liam Gallaghers alte Band, 1996 zwei sagenumwobene Konzerte vor insgesamt 250.000 Menschen. Für den Song "Champagne Supernova" kam damals John Squire von den kürzlich aufgelösten Stone Roses zu Oasis auf die Bühne und spielte mit. 26 Jahre später, im Zuge der gemeinsamen Konzerte am selben Ort, vereinbarten die beiden, zusammen ein Album aufzunehmen. Jetzt ist es da: Squire steuert die Songs bei, Gallagher den Gesang.

Eine Gitarre ist eine Gitarre ist eine Gitarre

Hymnen für die Ewigkeit, wie sie 1996 über die Wiesen Knebworths schallten, hört man auf diesem neuen Album keine. Ebenso wenig die tanzbaren Grooves, die The Stone Roses so besonders machten und die von der damaligen Rave-Szene um den Hacienda-Club in Manchester beeinflusst waren. Stattdessen hört man das, was sich Gallagher wünschte: Gitarrenmusik. Blues, klassischer Rock 'n' Roll, 60er-Jahre-Psychedelic-Rock: auf "Liam Gallagher & John Squire" wird eher in die Vergangenheit als in die Zukunft geschaut. Das geht so auch in Ordnung, vor allem in Anbetracht der Zielgruppe. Das Tempo ist gemütlich, der Sound angenehm rustikal. Die Kombination aus Squires zuversichtlichen Texten über Liebe und Gallaghers vertrauter Kehligkeit funktioniert besonders in den ruhigen Momenten überraschend gut. Andere Songs wirken dafür etwas beliebig, als würden ein paar Parka tragende Rock-Papas im Pub um die Ecke aufspielen.

Alles eine Frage des Alters?

Natürlich sind Liam Gallagher und John Squire auch Rock-Papas, und gerade Squire hat in der Vergangenheit keinen Hehl daraus gemacht, dass ihn die Malerei mittlerweile mehr interessiere als Musik. Aber gar so müde wie im passend betitelten Song "I'm so bored" müssten sie deswegen auch nicht klingen. Wie auch immer: Obwohl dieses Album "Liam Gallagher & John Squire" heißt, ist es keine eindeutig erkennbare Mischung aus Oasis und The Stone Roses geworden. Manchmal wirkt es wie ein Album zweier mit britischer Gitarrenmusik sozialisierter Männer jenseits der 50, nicht mehr und nicht weniger. Und bisweilen hört es sich wie ein Album zweier Menschen an, die mit der Zeit neue Stärken entwickelt haben, und diese zu etwas Neuem kombinieren. Für diese Momente lohnt sich das Anhören.

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