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Drei Tage in Quiberon

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Drachen im Wind: "Drei Tage in Quiberon"

An magischen Schwarzweißfotos von Robert Lebeck orientiert sich die Ästhetik der Romy-Schneider-Huldigung mit Marie Bäumer in der Hauptrolle: Nachdenklich bis schwermütig. Kann das im Kino funktionieren? Es kommt Langeweile auf. Von Moritz Holfelder.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Mit dem Bild eines Drachens, der im Wind tanzt, beginnt dieser Film – im Hintergrund ist die Brandung zu hören, und dazu die Stimme einer Mutter, die mit ihren Kindern an der bretonischen Küste auf der Halbinsel Quiberon einen Spaziergang unternimmt. Schnitt: Auf einer Rasenfläche etwas oberhalb des Strandes sehen wir von hinten eine Frau an einem Tisch sitzen. Sie raucht. Auch sie blickt auf die Szenerie vor sich.

Nachdenklich bis schwermütig

Eine melancholische Klarinette ertönt, bald gesellt sich ein verhalten perlendes Klavier dazu – und das ist der Grundton dieses Films über Romy Schneider. Nachdenklich. Bisweilen schwermütig, seelenwund. Zwischendurch auch mal aufgekratzt. In gut anderthalb Kinostunden wird ein legendäres Interview nachgestellt, nachinszeniert, nachgespielt. Ein Treffen, das 1981 über drei Tage eben auf Quiberon stattfand: Der deutsch-französische Filmstar nahm sich eine Auszeit an der Atlantikküste und empfing in seinem luxuriösen Hotel den großen Fotografen Robert Lebeck sowie den Journalisten Michael Jürgs für ein Interview, aus dem dann eine „Stern“-Titelgeschichte wurde.

Kräftig angeknackste Diva

Das wird brav rekonstruiert, in Schwarzweiß, so wie auch die legendären Fotos sind, die Lebeck damals von Romy machte. Nicht wenige Szenen und Aufnahmen dieses Films orientieren sich direkt an diesen tollen Bildern. Die damals seelisch schon kräftig angeknackste Diva zeigt sich von ihrer komplex komplizierten Seite – impulsiv, offen und schonungslos ehrlich. Schneider antwortet auf die erste Frage, wie es ihr gerade gehe, mit einer Rückfrage: Später fällt der berühmte Satz: „Ich bin eine unglückliche Frau von 42 Jahren und heiße Romy Schneider“. Leider ist Regisseurin Emily Atef, die auch das Drehbuch schrieb, nicht sehr viel mehr eingefallen, als solche Szenen ganz nach dem Motto So muss es damals gewesen sein akribisch nachzuempfinden. Das ist gut fotografiert und geschnitten, und die wunderbare Marie Bäumer lässt einen bald vergessen, dass hier nicht die echte Romy sitzt, so groß ist die Ähnlichkeit zwischen den beiden Frauen:

Sie wirkt wie eingesperrt

Marie Bäumer spielt Romy Schneider umwerfend – und, klar, sie weiß emotionale Zustände mit großer Dringlichkeit auch fern von Romy aufscheinen zu lassen, aber letzten Endes wirkt sie dann doch wie eingesperrt in ihrer äußerlichen Ähnlichkeit mit dem Star. Was „3 Tage in Quiberon“ fehlt, ist eine freche Brechung innerhalb dieser Nachstellungsmaschinerie, sozusagen ein bisschen Sand im Getriebe, auch eine ästhetische und inhaltlich weiterführende Haltung. Am Ende hat man einen Film gesehen, der alles und nichts ist: Abrechnung mit den nur auf den eigenen Vorteil bedachten Medien-Männern; Einblick in die Hölle des Showgeschäfts; Beichtstunde eines Stars; ausgelassenes Ferien-Movie; Annäherung an eine rätselhafte, stets vom eigenen schlechten Gewissen gepeinigte Frau. Erzählt wird das hauptsächlich aus der Sicht Romy Schneiders. Auch hier wäre es lohnend gewesen, konsequent eine andere Perspektive auszuprobieren.

Magischer Phantasie-Raum

"3 Tage in Quiberon" ist wie der Drachen im Wind zu Beginn, der mal hierhin und mal dorthin tanzt. Man schaut dem durchaus eine Weile fasziniert zu, aber irgendwann verliert man das Interesse. Leider weiß der Film den magischen Phantasieraum, den Robert Lebecks Schwarzweißfotos aus Quiberon ehedem aufschlossen, nie zu öffnen.