Bildrechte: Deutsches Architekturmuseum Frankfurt / Herwig Udo Graf

Herwig Udo Graf: Kulturzentrum, Mattersburg, Österreich, 1973–1976

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Architektur des Brutalismus: Rettet die Betonmonster!

Roh, modern – und unbeliebt: Der Brutalismus zeigte nackten Beton und legte die Konstruktion seiner Bauten bloß. Später kam er in Verruf. Eine Ausstellung in Frankfurt stellt internationale Beispiele auf den Prüfstand. Von Katinka Strassberger

Über dieses Thema berichtet: Kulturjournal am .

Erdacht wurde die eigenwillige Ästhetik des Brutalismus in einer Zeit, die von unbekümmertem Fortschrittsglauben beseelt war, und von großer Experimentierfreude, was den Umgang mit neuen Bautechnologien und Materialien anbetrifft. Dem Postulat des Architekten Le Corbusier folgend setzte man vorzugsweise auf "beton brut", also auf schalungsrauen Beton, dessen Materialität ohne Putz und Anstrich ungeschminkt zur Schau gestellt wurde. Auch die Konstruktion der Bauwerke sollte sichtbar bleiben.

Experimentierfreudige Architekten, skeptische Bevölkerung

Die radikale Formensprache dieser Architektur, die sich in Gestalt riesiger Kaufhäuser, Rathäuser oder Sparkassenfilialen brachial in den Kontext gewachsener Stadtviertel schob, faszinierte vor allem Architekten und ambitionierte Stadtplaner. In der Bevölkerung hingegen regte sich bald Widerstand. Bis heute gelten brutalistische Bauten in der öffentlichen Wahrnehmung häufig als abrisswürdig. Für Oliver Elser, Kurator der aktuellen Brutalismus-Ausstellung am Deutschen Architekturmuseum Frankfurt verdienen sie neue Aufmerksamkeit.

"Es ist ja nicht so, dass wir absolute Schönheitskriterien haben, sondern die Kriterien, wie wir bestimmte Zeiten beurteilen, die sind ja im steten Wandel begriffen. Die gründerzeitliche Architektur mit ihren Stuckfassaden, die galt nicht nur unter Architekten, sondern auch in einer kulturinteressierten Szene als Inbegriff kaiserlicher, wilhelministischer Großmannssucht und war im Grunde genauso zum Abriss freigegeben." Oliver Elser

Brutalistische Bauten in Bayern

Auch für Bayern ist die Pflege brutalistischer Bauten eine Aufgabe. Das Olympische Dorf in München ist ein Beispiel: Schon 2001 wurde es vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege unter Ensembleschutz gestellt und inzwischen fast vollständig saniert. Aus der Sicht von Generalkonservator Mathias Pfeil zählt es zu den besonders gelungenen Beispielen für die brutalistische Architektur.

"Man muss den Brutalismus ja nicht lieben, es ist eine Art der Architektursprache, die auch heute stark kritisiert wird, die divergent diskutiert wird, aber ein paar von den besonderen Gebäuden sollte man auf jeden Fall halten. Das Olympische Dorf ist ein extrem hochwertiges Wohngebiet, auch heute noch." Mathias Pfeil

Die Ausstellung "SOS Brutalismus – Rettet die Betonmonster!" istt noch bis 2. April 2018 im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt zu sehen.