Vergangenes Jahr wurden in Deutschland pro Tag 175 Millionen Zigaretten geraucht. Für unterwegs haben die wenigsten Raucherinnen und Raucher einen Aschenbecher dabei. Die Zigarettenstummel landen auf der Straße und in der Natur und werden zu gefährlichem Abfall. Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin hat nun gezeigt, dass in vielen Gewässern erhebliche Mengen an Nikotin vorhanden sind. Das ist schädlich für Wasserlebewesen, fördert das Wachstum giftiger Bakterien wie Blaualgen.
Schadstoffe aus Zigaretten lösen sich in kurzer Zeit im Wasser
Zigaretten enthalten rund 7000 schädliche Chemikalien, Nikotin ist nur eine davon. Werden weggeworfene Kippen nass, verteilen sich viele Schadstoffe in kurzer Zeit im Wasser, bedauert Erika Martinez-Ruiz vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie: "Als Nichtraucherin finde ich das Wegwerfen von Zigarettenstummeln auf die Straße und in die Natur besonders bedenklich.“
Dass Nikotin und andere Inhaltsstoffe von Zigarettenkippen Wasserlebewesen, wie Fische, Weichtiere, Krebstiere und Phytoplankton schädigen können, ist bekannt. Die Biologin hat jetzt aber herausgefunden, dass eine bestimmte Art von Einzellern sich stark vermehren kann, wenn die Inhaltsstoffe von Zigarettenkippen im Wasser sind – Blaualgen!
Zigaretten-Schadstoffe fördern Blaualgenwachstum
Die sogenannten Cyanobakterien werden normalerweise von winzigen Pilzen in Schach gehalten. Unter dem Einfluss des Schadstoff-Cocktails kann der Pilz das aber nicht mehr, Algenblüten können die Folge sein. "Diese Blüten verursachen zwei Hauptprobleme. Erstens können einige Arten Giftstoffe produzieren, die für Menschen und andere Arten schädlich sind. Und zweitens können Cyanobakterien-Blüten den allgemeinen Zustand des Wassers beeinträchtigen, indem sie dessen Geruch, Farbe und Geschmack verändern“, so Martinez-Ruiz.
Blaualgen: Gefährlich für Mensch und Tier
Blaualgen kommen überall in Gewässern vor und sind bei einer normalen Konzentration auch ungefährlich. Vermehren sie sich aber stark, wie das vergangenen Sommer an einigen Badeseen in Bayern der Fall war, produzieren sie eine Reihe von giftigen Stoffen, die zum Beispiel Fische und Zooplankton schädigen können. Beim Menschen kann das zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Hautreizungen, geröteten Augen, Fieber und Atemnot auslösen. Insbesondere bei kleinen Kindern sollte man kein Risiko eingehen. Auch Hunde können durch Blaualgen schwer erkranken.
Die Ursachen für die Ausbreitung von Blaualgen sind vielfältig: Dazu gehören neben Industrie und Landwirtschaft auch der Klimawandel. Damit nicht auch noch weggeworfene Zigaretten die Wasserqualität verschlechtern, sollten Zigarettenkippen lieber mitgenommen und über den Restmüll entsorgt werden.
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