Seit dem Ende der Militärdiktatur Pinochets im Jahr 1990 haben sich in Chile zwei politische Koalitionen an der Regierung regelmäßig abgewechselt - die Rechts-Konservativen und ein breites Mitte-Links-Bündnis, das unter dem Namen "Nueva Mayoría" (Neue Mehrheit) die aktuelle Regierung unter Präsidentin Michelle Bachelet stellt.
Michelle Bachelet wird wahrscheinlich von Ex-Präsident Piñera abgelöst
Die 66-jährige Sozialistin darf aber nicht mehr kandidieren. Doch auch ihr Bündnis, das tiefgreifende Reformen angekündigt hatte, konnte in seiner zweiten Regierungszeit offenbar nicht überzeugen - es erwies sich als träge und ist intern zerstritten. Umfragen zufolge wird es daher höchstwahrscheinlich von konservativen Kräften mit Ex-Präsident Sebastián Piñera an der Spitze abgelöst. Viele Chilenen erhoffen sich damit eine Rückkehr des Landes zu mehr Wirtschaftswachstum.
Korruption und soziale Ungleichheit
Chile – so die Kritik – verzeichne nach wie vor gravierende soziale Ungleichheit, ein soziales Netz existiert praktisch nicht. Schon 2011 gingen zahlreiche Studenten auf die Straße, um für kostenlose Bildung und mehr soziale Gerechtigkeit zu protestieren. Doch angekündigte Reformen blieben Stückwerk. Zahlreiche Korruptionsskandale haben gleichzeitig das allgemeine Vertrauen in die Politiker systematisch ausgehöhlt.
Ethnischer Konflikt mit den Mapuche
Im Süden Chiles tobt zudem ein Konflikt mit der ethnischen Minderheit der Mapuche um Land und Selbstbestimmung. Gerade auch deshalb macht sich nun kurz vor der Präsidentschaftswahl auf vielen Ebenen Frust breit. Heute ist Chile ein Land, durch das sich tiefe Gräben ziehen. Ein Land in dem sich gleichzeitig aber auch alternative politische Kräfte entwickeln, die einen neuen sozialen Pakt fordern.