Anne Maja Reiniger-Egler mit Bild der gesuchten Tochter Clara
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Verschleppt nach Paraguay: Lebenszeichen von vermissten Mädchen

Ein deutscher Impfgegner und seine neue Partnerin sollen ihre jeweiligen Töchter in Paraguay versteckt halten. Die Mädchen sind nun in einem Video aufgetaucht - und die Ermittler melden einen ersten Fahndungserfolg.

In einem Fall von mutmaßlicher Kindesentziehung von zwei deutschen Mädchen in Paraguay haben sich die Flüchtigen nun in einer Videobotschaft zu Wort gemeldet. "Es gibt Neuigkeiten über die deutschen Mädchen, sie äußern sich in einem Video", sagte Staatsanwältin Carina Sánchez im Fernsehsender ABC. "Wir haben Videoaufnahmen erhalten, auf denen die zwei Kinder zu sehen sind. Den Hintergrund können wir aber nicht nutzen, um ihren Aufenthaltsort zu bestimmen."

In dem etwa zweieinhalbminütigen Video sitzen die Mädchen im Alter von zehn und elf Jahren mit ihren Eltern vor einer weißen Wand und bitten darum, nicht weiter gesucht zu werden. "Ich will, dass die Welt weiß, dass ich freiwillig mitgekommen bin und nicht entführt worden bin", sagte das zehnjährige Mädchen.

Internationaler Haftbefehl gegen das Paar

Andreas Rainer Egler, ein mutmaßlicher Gegner der Corona-Impfungen, war im November mit seiner zehnjährigen Tochter Clara nach Paraguay eingereist. Beide wurden dabei von Eglers neuer Ehefrau Anna Maria Egler und deren elfjährigen Tochter Lara Valentina begleitet. Die Erwachsenen hatten die Mädchen laut paraguayischer Staatsanwaltschaft ohne Zustimmung des jeweils anderen Elternteils in das südamerikanische Land mitgenommen. Gegen das Paar liegt nach Angaben der paraguayischen Staatsanwaltschaft ein über die internationale Polizeibehörde Interpol verbreiteter Haftbefehl vor.

Auch in Deutschland laufen Ermittlungen in dem Fall: Die Staatsanwaltschaft Essen wirft Andreas Rainer Egler und seiner derzeitigen Frau Kindesentziehung vor, wie eine Sprecherin sagte. Laut Medienberichten stammt das eine Mädchen aus Essen, das andere aus Gauting in Bayern.

Die Generalstaatsanwaltschaft des südamerikanischen Landes vermeldete derweil einen ersten Fahndungserfolg: Die Polizei nahm einen 35-jährigen Mann fest. Er soll der Familie ein Auto vermietet haben, das zuletzt in der Ortschaft Bella Vista gefunden worden war. Im Inneren des Fahrzeugs entdeckten die Ermittler Kinderkleidung. Bei einer Vernehmung wollen die Ermittler nun klären, ob es sich bei dem Mechaniker um einen Komplizen der Flüchtigen handelt.

Mädchen in Impfgegner-Siedlung?

Die Mädchen wurden nach Angaben der paraguayischen Behörden zuletzt am 19. Januar gesehen. Es besteht der Verdacht, dass sie in einer Siedlung deutscher Impfgegner versteckt gehalten werden. Paraguay hat sich während der Corona-Pandemie zu einem Zielort für Deutsche entwickelt, welche die Corona-Auflagen in ihrem Heimatland strikt ablehnen.

"Wir sind überzeugt, dass die Mädchen und das Paar sich noch in Paraguay befinden", sagte Mario Vallejos, Chef der Anti-Entführungseinheit der Polizei von Paraguay. Er befürchte jedoch, dass sie in die Nachbarstaaten Argentinien oder Brasilien ausreisen könnten.

"Tun Sie das Richtige"

Am Montag hatte sich die Mutter der verschwunden Clara, Anne Maja Reiniger-Egler, auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Vertretern der paraguayischen Behörden an die Bevölkerung gewandt und verzweifelt um Hilfe bei der Suche nach ihrer Tochter Clara gebeten.

Der Anwalt der in Deutschland zurückgelassenen Eltern wandte sich in einem offenen Brief an die Flüchtigen. "Tun Sie das Richtige. Melden Sie sich bei uns oder den Behörden", hieß es in dem Schreiben. "Unseren Mandanten geht es nicht um Strafe. Sie wollen mit Ihnen eine Lösung finden, die allen eine Zukunft in Frieden und eine Rückkehr in ein normales Leben ermöglicht."

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