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Schwiegermutter

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Verhütungsmittel Schwiegermutter

Frauen, die mit Mutter oder Schwiegermutter unter einem Dach wohnen, bekommen weniger Kinder. Das hat nun die Uni Wien herausgefunden - und präsentiert drei denkbare Erklärungen.

Geschichten von der bösen Schwiegermutter, dem "Drachen", gibt es schon seit Jahrhunderten in fast allen Kulturen. Die Forschung hat das zuletzt nicht mehr sonderlich beeindruckt. Im Gegenteil: Evolutionsbiologen gingen davon aus, dass eine Schwiegermutter im Haushalt mit all ihrer Erfahrung und Unterstützung eher dazu beiträgt, dass mehr Kinder geboren werden. Forscher der Universität Wien wollten es nun aber genauer wissen.

In Haushalten mit (Schwieger-)müttern wachsen bis zu ein Viertel weniger Kinder auf 💡

Das Team um den Anthropologen Martin Fieder wertete dazu Daten von 2,5 Millionen Frauen im Alter von 15-34 Jahren aus, Grundlage war eine weltweite Bevölkerungsdatenbank. Die Forscher haben sich für diese Studie genau angeschaut, wie viele Kinder die Frauen haben und ob sie mit ihrer Mutter oder Schwiegermutter in einem Haushalt leben. Auch der Bildungsabschluss der Frauen und ihrer Ehemänner oder ob sie Arbeit haben, wurde berücksichtigt.

In fast allen 14 untersuchten Ländern – von Argentinien über Griechenland bis zum Sudan und den USA - zeigte sich das gleiche Muster: Die große Mehrheit der Frauen lebt mit ihrem Ehemann ohne Mutter oder Schwiegermutter zusammen. Wenn aber Mutter oder Schwiegermutter mit im Haushalt wohnen, bekommen die Frauen um die 20 bis 25 Prozent weniger Kinder. 

Erklärungsversuche 

Soweit die Zahlen. Aber warum ist das so? Darüber gibt es zahlreiche Theorien. Einkommen und Bildung und die damit verbundene Wohnsituation könnten eine Erklärung sein.

"Das kann hypothesenmäßig schon so sein. Das heißt: Hat mein Mann kein eigenes Einkommen, dann ziehe ich zu den Eltern oder Schwiegereltern. Nur - das konnten wir in unseren Daten nicht so finden". Anthropologe Martin Fieder

Ein wahrscheinlicheres Erklärungsmodell nennen die Forscher "Fortpflanzungskonkurrenz". Dieses Phänomen tritt besonders dann auf, wenn die potentiellen Großmütter noch so jung sind, dass sie selbst Kinder bekommen könnten, sagt Martin Fieder: 

"Wir haben in der Studie viele Drittweltländer dabei. Und da geht es letztlich um Ressourcen. Kinder brauchen viele Ressourcen, viel Kalorien an Nahrung und so weiter. Wenn die Großmutter selber noch Kinder bekommen kann, wird sie eher schauen, dass sie in die eigenen Kinder investiert und wird weniger Ressourcen für die Tochter oder Schwiegertochter zur Verfügung haben." Anthropologe Martin Fiedler

Wie sieht es hierzulande aus?

Deutschland oder Österreich waren nicht unter den 14 Ländern, die untersucht wurden. Frühere Untersuchungen haben aber zumindest für Österreich ergeben, dass auch hier weniger Kinder zu Welt kommen, wenn die Schwiegermutter oder Mutter im Haushalt wohnt: 

"Wir haben für Österreich genau die gleichen Effekte gefunden, die wir bei den anderen Ländern gefunden haben. Das dürfte auch in Deutschland so sein, da gibt es aber ganz wenige Daten." Martin Fieder, Anthropologe

Warum eigentlich gibt es in Deutschland keine Forschungen zum Thema? Anfangen könnten solche Studien in Schwaben, genauer um Günzburg: Der Landkreis ist bundesweit Spitze bei den Geburten. Dort gibt es mehr Wohnraum für Familien, sagen Experten. Aber möglicherweise auch für Mütter und Schwiegermütter.