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20 Jahre ICE-Unglück in Eschede

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Überlebende erinnern an ICE-Katastrophe von Eschede

Heute jährt sich zum 20. Mal die ICE-Katastrophe von Eschede. Der Zug entgleiste, weil ein Rad gebrochen war. Dabei wurden 101 Menschen getötet, 105 verletzt. Drei Menschen aus Unterfranken waren unter den Toten, viele auch unter den Verletzten.

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3. Juni 1998: Der ICE 884 mit dem Namen Wilhelm Conrad Röntgen fährt um 8:31 Uhr in den Würzburger Hauptbahnhof ein. Unter den Menschen, die hier zusteigen, ist auch Peter Johannes aus Sennfeld. Hinter Würzburg hält der ICE für fünf Minuten auf freier Strecke an. Warum, wird auch im Prozess um das Unglück nicht bekannt. Die weitere Fahrt verläuft ruhig, bis um 10:59 Uhr in Höhe von Eschede. Am ersten Wagen zerspringt ein Radreifen und verkeilt sich unter dem Fahrgestell - der ICE entgleist.

Peter Johannes erzählte in einem BR-Interview vor zehn Jahren:

"Es gab einen Schlag, mich hat es aus dem Sitz gehoben. Von dem Zeitpunkt an weiß ich nichts mehr, bis zu dem Zeitpunkt, als ich dann wieder zu mir kam. Wie lange das gedauert hat, kann ich nicht sagen, auf jeden Fall waren die Rettungskräfte schon am Werk." Überlebender Peter Johannes

Peter Johannes bricht sich Wadenbeine und Rippen, aber psychisch sei er gut davongekommen, erzählt er:

"Ich vermute, es liegt einfach daran: Als ich geborgen wurde, bekam ich das Ausmaß gar nicht mit. Ich bin dann mit dem Rettungswagen nach Soltau ins Krankenhaus gefahren worden, dann hat es zwei oder drei Tage gedauert, bis ich das volle Ausmaß erkannt habe." Überlebender Peter Johannes

Katastrophe in Eschede ist schwerstes Zugunglück der bundesdeutschen Geschichte

Nachdem der Zug entgleist war, prallte er gegen eine Straßenbrücke. Sie stürzte ein, tonnenschwere Betonteile fielen auf einen der Waggons. Die Wagen dahinter schoben sich wie ein Zollstock zusammen. Der Landkreis Celle löste Katastrophenalarm aus, rund 2.000 Helfer und Einsatzkräfte verschiedener Rettungsorganisationen holten Tote und Verletzte aus dem Zug. Es ist das schwerste Zugunglück in der bundesdeutschen Geschichte.

Ministerpräsident Heil spricht bei Gedenkveranstaltung von "Inferno"

101 Menschen kamen bei dem Unglück in Niedersachsen ums Leben, mehr als hundert wurden verletzt. Hinterbliebene, Überlebende, Helfer und Anwohner sind heute zu einer Schweigeminute zusammengekommen, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sagte anschließend, das Zugunglück sei unvergessen - "bei allen, die hier sind, aber auch weit darüber hinaus." Die Betroffenen hätten sich in Sicherheit gefühlt und der Technik vertraut, die sie umgab, so Weil weiter. "Das Inferno traf die Fahrgäste von einer Zehntelsekunde auf die andere." Die Folgen seien bis heute spürbar.

Heute erinnern Gedenktafeln und 101 Kirschbäume an die Toten. Die juristische Aufarbeitung der Katastrophe dauerte bis in den Frühling 2003. Damals stellte das Lüneburger Landgericht das Verfahren gegen drei verantwortliche Ingenieure gegen Geldbußen ein. Aus Sicht der Richter traf sie keine schwere Schuld.