"Wer sich in Wahlen um politische Verantwortung bewirbt, der darf sich nicht drücken, wenn man sie in den Händen hält", sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) nach dem Platzen der Jamaika-Verhandlungen. Das ging vor allem an die Adresse von FDP-Chef Christian Lindner - aber auch SPD-Chef Martin Schulz könnte ähnliches zu hören bekommen, wenn er morgen in Schloss Bellevue mit Steinmeier zusammen kommt.
Schulz wiederholt zwar ständig, Union und SPD hätten bei der Bundestagswahl zusammen 14 Prozent verloren, die große Koalition sei damit abgewählt. CDU, CSU und SPD haben im neuen Bundestag jedoch weiter eine Mehrheit - so könnte Steinmeier alles versuchen, Schulz zum Einlenken zu bewegen, um die große Koalition vielleicht doch zu verlängern.
Stimmen gegen die Groko-"Ausschließeritis"
Einige SPD-Politiker wagen sich inzwischen aus der Deckung und fordern die Parteispitze auf, von der "Ausschließeritis" in Sachen Groko abzurücken. "Nach dem Aus von Jamaika haben wir eine neue Situation", sagt der Sprecher des rechten SPD-Flügels, Johannes Kahrs, in der "Passauer Neuen Presse". Schulz solle offen in das Gespräch mit dem Bundespräsidenten gehen.
"Wir können dem Bundespräsidenten nicht sagen: Rums, das war's." Johannes Kahrs (SPD)
"Die FDP macht sich vom Acker, wir passen auf das Land auf", ermunterte ein anderer Genosse seine Partei zum Kurswechsel in Richtung Groko.
Oder doch lieber tolerieren?
Vertreter des linken Parteiflügels favorisieren dagegen eher die Tolerierung einer Minderheitsregierung: "Wenn keine Koalition möglich ist, sind auch Minderheitsregierungen mit Tolerierungen jedweder Art denkbar - außer mit der AfD", sagte Matthias Miersch, Vorsitzender der Parlamentarischen Linken in der SPD-Bundestagsfraktion den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.