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Weltraumbahnhof soll in Schottland entstehen

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Schottland plant einen Weltraumbahnhof

In Schottland soll ein Weltraumbahnhof entstehen. Es wäre der erste seiner Art auf europäischem Boden außerhalb Russlands. Gebaut für den Start von kleinen Raketen, die würfelförmige Satelliten ins All befördern. Ein Milliardengeschäft.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Ganz neu ist die Idee nicht, die aus Großbritannien jetzt zu hören ist. Die Briten planen einen eigenen Weltraumbahnhof. Er soll auf einer recht unbewohnten Halbinsel im Norden Schottlands liegen, in der Grafschaft Sutherland, direkt am Meer. Die Küstenlage und die spärliche Besiedlung in den schottischen Highlands hätte für Mensch und Tier insofern Vorteile, als die Lärmbelästigung vergleichsweise niedrig und das Risiko gering wäre. Es wäre der erste Weltraumbahnhof auf europäischem Boden außerhalb Russlands.

Raketenstarts für Kleinsatelliten

Vor vier Jahren meldeten deutsche Medien bereits, dass im Jahr 2018 die ersten kommerziellen Flüge starten sollen. Damals waren acht Standorte auf der britischen Insel in der engeren Auswahl, sechs davon in Schottland. Auf die schottische Halbinsel A'Mhoine hat man sich jetzt geeinigt. Von dort können Satelliten direkt vertikal in eine geeignete Umlaufbahn gebracht werden. Der Markt für den Start von Schuhkarton-großen Kleinsatelliten, sogenannten CubeSats, wächst derzeit kräftig. Besonders britische Firmen sind als Produzenten für kleine Satelliten tätig. Kleine Raketen sollen bereits in drei Jahren von Schottland aus Erdbeobachtungs-, Kommunikations- und Experimentalsatelliten in den Orbit schießen.

Raumfahrt ist ein Milliardengeschäft

Den Weltraumbahnhof bauen soll ein Konsortium, dem unter anderem der US-amerikanische Luft- und Raumfahrtkonzern Lockheed Martin angehört. Die britische Regierung stellt für das Projekt zunächst 2,5 Millionen Pfund (2,8 Millionen Euro) zur Verfügung. Die britische Weltraumbehörde UK Space Agency ist überzeugt, dass der Raumbahnhof sich rechnen wird: Er könnte in den nächsten zehn Jahren bis zu 4,3 Milliarden Euro pro Jahr ins Land holen. Wäre da nicht die Sache mit dem Brexit, dem Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union, der die wirtschaftlichen Erwartungen dämpft.

"Ein kostengünstiger Zugang zum Weltraum ist wichtig für Großbritannien, das mehr kleine Satelliten produziert als irgendein anderes Land. In der schottischen Metropole Glasgow werden mehr kleine Satelliten hergestellt als in jeder anderen europäischen Stadt." Graham Turnock, Chef der britischen Weltraumbehörde UK Space Agency

Horizontale Starts mit Flughafenanschluss

Neben den vertikalen Raketenstarts in Schottland sollen auf der britischen Insel noch drei Anlagen für horizontale Starts entstehen. Hier werden Raketen und Raumschiffe zunächst per Trägerflugzeug auf Höhe gebracht und dann über dem Meer ins All gestartet. Diese können an klassische Flughäfen angeschlossen sein. Im Gespräch sind der Flughafen von Newquay in Südwestengland (Cornwall), der Flughafen in Glasgow Prestwick (Schottland) und auch Snowdonia in Wales.

Konkurrenz im Raumfahrtgeschäft schläft nicht

Der Raketenbahnhof in den schottischen Highlands wird wohl der erste seiner Art in Westeuropa werden. Denn der Weltraumbahnhof Kourou der ESA befindet sich in der Überseeregion Französisch-Guayana. Aber Großbritannien ist nicht allein mit seinen Weltraumambitionen. Kürzlich kündigte Virgin Galactic, eine Unternehmensgruppe des britischen Geschäftsmanns Richard Branson, an, gemeinsam mit italienischen Raumfahrtunternehmen einen Weltraumbahnhof in Tarent in Apulien aufzubauen. Der soll für vertikale Starts ausgelegt sein und zum Flughafen Taranto-Grottaglie gehören.