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Chef der Deutschen Polizei Gewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt

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Polizeigewerkschaft: Harte Strafen gegen antisemitische Familien

Nach antisemitischen Vorfällen an Schulen hat die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) ein härteres Einschreiten der Jugendämter gefordert. Unter Umständen müssten ihrer Ansicht nach sogar Kinder aus den Familien entnommen werden.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

"Antisemitismus bringen viele Kinder von zu Hause mit. Da darf man nicht davor zurückschrecken, das klar zu benennen. Wenn Kinder zu Antisemiten erzogen werden, darf man nicht davor zurückschrecken, sie aus ihren Familien herauszunehmen", sagte Gewerkschaftschef Rainer Wendt der "Augsburger Allgemeinen".

Zugleich begrüßte er den Vorstoß von Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) für ein bundesweites Melderegister antisemitischer Vorfälle an Schulen. "Leider haben viele Schulleiter bisher nach dem Motto 'in meiner Schule gibt es das nicht' gehandelt. Hier wurde bisher vieles von dem, was an Antisemitismus von Muslimen ausgeht, nicht gerne registriert", kritisierte Wendt.

Antisemitismus nicht nur von Rechtsextremen

Er forderte darüber hinaus eine Korrektur der Erfassung antisemitischer Straftaten in den Statistiken bei Polizei und Verfassungsschutz. An der Art, wie diese Straftaten bisher erfasst werden, seien "erhebliche Zweifel angebracht", so Wendt weiter. "Wenn etwa jüdische Einrichtungen beschmiert oder beschädigt werden und die Täter unbekannt sind, wird für die Statistik automatisch von einer rechtsextremen Tat ausgegangen." Das sei nicht mehr zeitgemäß, wie die Entwicklung zeige: "Es ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, was von Muslimen begangene antisemitische Taten betrifft."

Bundesweites Melderegister gefordert

Auch der Zentralrat der Juden plädiert für ein über Schulen hinausgehendes Meldesystem für alle antisemitischen Vorfälle in Deutschland. Zentralrats-Präsident Josef Schuster schlug vor, eine Einrichtung zu schaffen, um judenfeindliche Vorfälle in Deutschland "rasch und ohne viele Hürden" zu erfassen. "Ich wünsche mir, dass ein niedrigschwelliges Angebot geschaffen wird, um antisemitische Vorfälle zu melden", sagte Schuster der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Dies gelte "auch und insbesondere für Übergriffe an Schulen". Insgesamt sollten aber alle antisemitischen Vorfälle bundesweit gemeldet werden können. "So erhalten wir ein deutlicheres Bild des Antisemitismus und seiner vielen Facetten", sagte Schuster.

Anlass für die aktuelle Antisemitismus-Debatte war der Fall einer Berliner Grundschülerin. Die Zweitklässlerin war von älteren Schülern aus muslimischen Familien wegen ihrer jüdischen Religionszugehörigkeit beschimpft worden.