Aus schwarz wird türkis, aus der angestaubten Partei eine bunte Liste Sebastian Kurz, aus dem drögen Parteiprogramm ein knapp konservativer Kanon. Der politische Marketingplan für den Sieg bei den Nationalratswahlen, den Kurz und seine engsten Vertrauten bereits seit langem in der Schublade haben, geht auf.
Der damals noch 30-jährige Außenminister profiliert sich mit eingängigen Thesen zur Eindämmung der Migration und seiner Rolle bei der Schließung der Balkanroute, und verheißt zugleich einen innenpolitischen "Neubeginn".
"Die Welt rund um uns, die hat sich sehr stark verändert, auch das Land hat sich verändert und wenn man sich die Bundespolitik anschaut, hat man oft den Eindruck, da hat sich noch nicht allzu viel verändert." Sebastian Kurz, als er noch Außenminister in Österreich war
Sebastian Kurz überzeugt die Wähler in Österreich
Sebastian Kurz, immerhin seit 2011 Mitglied zweier Großer Koalitionen von SPÖ und ÖVP, präsentiert sich als unverbrauchte, frische politische Kraft und punktet damit in den Umfragen – und am Wahlsonntag:
"Der heutige Tag ist ein starker Auftrag für uns, dieses Land zu verändern, und ich danke Euch, dass Ihr das möglich gemacht hat." Sebastian Kurz nach der Nationalratswahl in Österreich
Desolater Wahlkampf der Sozialdemokraten
Der Kontrahent von Sebastian Kurz, der bisherige sozialdemokratische Bundeskanzler Christian Kern, führt seine desolat im Wahlkampf aufgetretene Partei in die Opposition.
Die Grünen in Österreich erleben ein Debakel und scheitern an der Vier-Prozent-Hürde. Von Bundespräsident Alexander van der Bellen, einem ehemaligen Parteichef der Grünen, erhielt Kurz den Auftrag zur Regierungsbildung.
Nahezu geräuschlos, hinter verschlossenen Türen und ohne öffentlich ausgetragene Kontroversen einigt sich der 31-jährige Chef der Konservativen mit FPÖ-Mann Heinz Christian Strache auf ein Regierungsprogramm, das beide als Handbuch für Veränderungen verstanden wissen wollen.