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Ikea-Gründer Ingvar Kamprad

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Ikea-Gründer Ingvar Kamprad ist gestorben

Teile seines Lebenswerkes heißen Billy oder Klippan und stehen in nahezu jedem Wohnzimmer. Nun ist Ikea-Gründer Ingvar Kamprad mit 91 Jahren gestorben. Eine Erinnerung an einen findigen Geschäftsmann und streitbaren Menschen. Von Veronika Beer

Schon als Kind verkaufte Feodor Ingvar Kamprad den Nachbarn im südschwedischen Småland Streichholzschachteln und selbst geangelte Fische. Während des Zweiten Weltkriegs lieh sich der damals 17-Jährige vom Vater 300 schwedische Kronen. In Älmhult gründete er damit eine kleine Handelsfirma.

Seine Idee: Er belieferte die abgelegenen Weiler mit Kugelschreibern, Uhren oder Gemüsesamen - Gebrauchsgüter, die er zum Teil importierte. Bald kamen Sprossenstühle hinzu. Ab 1951 konzentrierte sich der geschäftstüchtige junge Mann komplett auf Möbel und ließ den Milchmann einen Warenkatalog verteilen. Ikea und der legendäre Ikea-Katalog waren geboren.

Woher kommt der Name "Ikea"?

Ikea ist ein Akronym aus den Anfangsbuchstaben des Möbelhaus-Erfinders und dessen Heimatorten: Ingvar Kamprad Elmtaryd Agunnaryd.

Mode zum Zusammenbauen

Kamprads Kerngedanke war es, Möbel nicht mehr als Familienstücke über Generationen hinweg zu sehen. Vielmehr sollten sie modische und zweckorientierte Verbrauchsartikel sein. Er ließ Einrichtungsgegenstände kostengünstig in Polen herstellen und in Einzelteile zerlegt nach Schweden schicken. Daraus entstand die Idee, auch die Kunden ihre Möbel selbst zusammenbauen zu lassen. Manche verzweifelten fortan am legendären Inbus-Schlüssel, andere an einer fehlenden Schraube im Paket.

Das Unternehmen wuchs und wuchs. Ikea eröffnete seine Häuser an der Peripherie von Städten, öffnete die Lager zur Selbstbedienung und bot Restaurants und Kinderspielzimmer an, um die Einkäufe zu einem oft stundenlangen Erlebnis zu machen. Den Möbeln gab Kamprad Namen, die Kunden wurden antielitär und typisch Schwedisch geduzt. Setzte Kamprad anfangs konsequent auf Modetrends wie den Nierentisch, definierten die Entwürfe seiner skandinavischen Designer bald den Massengeschmack von Generationen. Dies wurde auch in zahlreichen Ikea-Ausstellungen gewürdigt, wie 2009 in der Münchner Pinakothek der Moderne.

Deutschlands erster Ikea in München-Eching

Im Jahr 1974 eröffnete Kamprad den ersten deutschen Ikea in München-Eching. Schnell wurde Deutschland zum Hauptmarkt, während der Konzern weiter in den russischen und asiatischen Raum expandierte.

Der Reingewinn weltweit liegt bei rund drei Milliarden Euro. Kamprads Vermögen wurde auf 40 Milliarden Euro geschätzt, womit er zu den reichsten Menschen weltweit gehörte.

Rechte Gesinnung als "größte Dummheit"

Bei aller Achtung vor Kamprads Lebenswerk erntete der Schwede auch harsche Kritik an seinen Produktionsbedingungen. Vorwürfe lauteten unter anderem, Teppiche würden in Pakistan in Kinderarbeit gefertigt und Möbel aus der damaligen DDR bezogen, wo sie Häftlinge in Zwangsarbeit produzierten. Seinem Image nicht förderlich war zudem die Tatsache, dass Kamprad im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmern lange keine gemeinnützigen Projekte unterstützte. Erst wenige Jahre vor seinem Tod verschenkte er 3,3 Millionen Schweizer Franken für Wohnprojekte zu Gunsten bedürftiger Senioren.

Bereits in den 1990er-Jahren wurde bekannt, dass Kamprad mit der NS-Ideologie sympathisierte und Ämter in der rechtsradikalen Partei SSS inne hatte. Deshalb stand er im Visier des schwedischen Sicherheitsdienstes. In einem offenen Brief an Kunden und Mitarbeiter entschuldigte er sich für die "größte Dummheit seines Lebens". Er sei lange Zeit zu feige gewesen, jene Kontakte abzubrechen.

Aus dem Steuerparadies zurück in die Heimat

Unkommentiert ließ Kamprad hingegen die Hintergründe seines Umzugs in die Schweiz in den 1970er-Jahren. Kamprad verließ Schweden mit seiner Frau und den drei Söhnen, um ein neues Leben im steuergünstigen Kanton Waadt zu beginnen. Nach dem Tod der Frau und einer Herzoperation zog er für seine letzten Jahre zurück nach Småland.

Den Privatmann Kamprad beschrieben Weggenossen als sparsamen Kauz, der einen konsequent spartanischen Lebensstil pflegte. Bis ins hohe Alter radelte er gerne und nutzte die öffentlichen Verkehrsmittel. Der einzige Luxus, den sich der Milliardär gönnte, war ein Jugendtraum: ein eigenes Weingut in Frankreich.