Bildrechte: dpa/pa/Britta Pedersen

Protestaktion von Ican gegen Konflikt zwischen USA und Nordkorea

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Friedensnobelpreis für Kampagne zur atomaren Abrüstung

Die internationale Kampagne zur atomaren Abrüstung (Ican) bekommt den Friedensnobelpreis 2017. Das gab das norwegische Nobelkomitee in Oslo bekannt. Die Organisation werde für ihren langjährigen Kampf für eine atomwaffenfreie Welt gewürdigt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Ican erhalte die Auszeichnung für ihre Arbeit, mit der sie auf die "katastrophalen humanitären Folgen" von Atomwaffen aufmerksam mache und für ihre "bahnbrechenden Bemühungen", ein Verbot solcher Waffen auf Basis eines Vertrags zu erreichen, sagte die Vorsitzende des Komitees, Berit Reiss-Andersen. Und weiter: "Wir leben in einer Welt, in der das Risiko eines Atomwaffeneinsatzes größer ist als seit langer Zeit." Die Vergabe des Preises an Ican sei auch ein Aufruf an alle Atommächte, "ernsthafte Verhandlungen" mit dem Ziel einer schrittweisen und "sorgfältig überprüften Vernichtung" der fast 15.000 Atomwaffen in der Welt zu beginnen.

Ein Bündnis von 450 Gruppen

Für Nobelpreisträger ist die Genfer Truppe der Internationalen Kampagne für die Abschaffung von Atomwaffen (Ican) ziemlich hipp: Die Generalsekretärin, die Schwedin Beatrice Fihn, ist erst 34 Jahre alt. Ihr Büro in Genf besteht nur aus vier Leuten, alle unter 35. Das Bündnis selbst ist deutlich größer: 450 Friedensgruppen und Organisationen, die sich seit Jahren für Abrüstung engagieren.

Vor zehn Jahren kamen sie zusammen, um sich gemeinsam für einen Vertrag gegen Atomwaffen einzusetzen. Treibende Kraft waren nicht Regierungen, sondern Zehntausende Aktivisten in mehr als 100 Ländern.

Der Ican-Vertrag

Im Juli 2017 wurde das Vertragswerk unterzeichnet. Es verbietet Herstellung, Besitz, Einsatz und Lagerung von Atomwaffen und kam gegen den Widerstand der Atommächte und den mit ihnen verbündeten Staaten zustande, darunter Deutschland. Vorbild für Ican waren andere Abrüstungsverträge: zum Beispiel das internationale Übereinkommen zum Verbot von Landminen, oder die Verträge zum Verbot von Streumunition oder von chemischen Waffen. Bei solchen Abkommen auf Initiative der Zivilgesellschaft rücken immer die verheerenden Folgen der Waffen für die Bevölkerung ins Zentrum.

Deutschland hat den Vertrag nicht unterzeichnet

Zu den Ican-Mitgliedern gehören etwa die internationale Juristenvereinigung gegen Atomwaffen, der Internationale Gewerkschaftsbund und aus Deutschland das Forum Friedensethik (FFE) der Evangelischen Landeskirche in Baden. Der Vertrag tritt in Kraft, wenn 50 Mitglieder ihn ratifiziert haben. Fihn rechnet damit bis Ende nächsten Jahres. Keines der Atomländer hat ihn unterzeichnet. Deutschland und die anderen Mitglieder des nordatlantischen Atombündnisses (Nato) sagen, das sei mit der Nato-Mitgliedschaft nicht vereinbar. 

Offizielle Verleihung des Friedensnobelpreises am 10. Dezember in Oslo

Die Jury hatte sich in diesem Jahr unter 318 Anwärtern entscheiden müssen - 215 Personen und 103 Organisationen waren für den Preis vorgeschlagen. Im vergangenen Jahr hatte das Nobelkomitee Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos ausgezeichnet. Er erhielt den Nobelpreis für "seine entschlossenen Anstrengungen, den mehr als 50 Jahre andauernden Bürgerkrieg in dem Land zu beenden". 

Der mit umgerechnet etwa 940 000 Euro (neun Millionen schwedischen Kronen) dotierte Friedensnobelpreis wird am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters und Dynamit-Erfinders Alfred Nobel, on Oslo verliehen.