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Lochkarte für ersten Geldautomaten

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Tübingen war zuerst

Heute vor 50 Jahren wurde in Tübingen Deutschlands erster Geldautomat aufgestellt. Nutzen durfte die Geräte nur ein exclusiver Kreis, den die Bank damals für flüssig hielt. In England war der erste Automat weltweit sogar ein Jahr früher in Betrieb.

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Am 27. Mai 1968 wurde Deutschlands erster Bankautomat aufgestellt. Aber nicht in Frankfurt, nicht in Berlin – im beschaulichen Tübingen in Baden-Württemberg konnten Kunden erstmals Scheine zu 100 D-Mark außerhalb der üblichen Geschäftszeiten abheben. Geld durfte damals nur derjenige ziehen, den die Bank für "flüssig" hielt. Maximal 400 Mark waren erlaubt. Der Durchbruch gelang, nachdem die Automaten erstmals in den Außenbereichen und im Foyer der Banken positioniert worden waren, so konnte man sie rund um die Uhr nutzen.

Eine britische Erfindung

John Shepherd-Barron, ein Schotte, kam 1965 auf die Idee der Selbstbedienung. Er sinnierte an einem Samstag in der Badewanne über einen Dienst, ähnlich einem Süßigkeiten-Automaten, der im Tausch gegen valide Schecks Bargeld ausspuckte. Zuvor hatte er die Öffnungszeiten seiner Filiale nach Arbeitsende bloß um Minuten verpasst und stand ohne Bargeld da. Man kann sagen, die Erfindung schlug ein: Unterschiedlichen Quellen zufolge haben Kunden weltweit Zugriff auf 1,2 bis 1,7 Millionen Bankautomaten. Sichtbar sind sie durch diverse Kartensymbole oder der englischen Kennzeichnung ATM (Automated Teller Machine)

Erinnerung an alte Zeiten

Hartmut Krumm, ehemals Mitarbeiter in der Tübinger Filiale, erinnert sich an Banker, die "in Strömen zu uns gekommen sind", um sich die technische Neuerung anzusehen. Die zuverlässigen Sicherheitskontrollen und, dass anfängliche Störungen rasch behoben wurden, sprachen für die Erfindung. Ab den 80er-Jahren war sogar die Auszahlung in verschiedenen Stückelungen möglich.

Eine Innovation der Finanzbranche

Nicht mehr auf die Schalter-Öffnungszeiten angewiesen zu sein – das sei Im Grunde die "einzige nützliche Innovation", die die Finanzbranche über Jahrzehnte zustande gebracht habe, befand 2009 der Ex-Chef der US-Notenbank Fed, Paul Volcker, kurz nach der Finanzkrise. Rund 58.000 Geldautomaten stehen insgesamt in deutschen Innenstädten und Gemeinden. Durch den wachsenden Online-Handel oder das Bar-Abheben an der Supermarktkasse sind die Zahlen aber rückläufig. Das verrät die deutsche Kreditwirtschaft. Das was vielen Automaten in Zukunft droht, hat das erste Exemplar seiner Zunft schon hinter sich. Der erste Geldautomat in Tübingen war bereits nach ein paar Jahren seinen Dienst los – er fiel einem Umbau zum Opfer.