Eine Frau testet eine Person in einem Auto auf das Coronavirus
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Gries Am Brenner: Eine Ärztin führt an einer Kontrollstelle auf der Brennerautobahn Fieberkontrollen bei aus Italien kommenden Reisenden durch.

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Corona in Österreich und Südosteuropa: Drastische Maßnahmen

Aus Österreich und den Ländern Südosteuropas werden immer mehr bestätigte Corona-Fälle gemeldet. Die Regierungen der Länder reagieren mit teilweise drastischen Maßnahmen. So hat Österreich ein Einreiseverbot für Italien verhängt. Eine Übersicht.

Albanien

Lange Zeit hatte Albanien keinen bestätigten Corona-Fall. Seit Montag (9. März 2019) ist klar, dass ein 58-jähriger und sein 28-jähriger Sohn nach ihrer Rückkehr aus Italien positiv getestet wurden, inzwischen ist klar, dass vier weitere Familienmitglieder infiziert sind. Vier weitere Fälle werden aus Tirana und der Hafenstadt Durres gemeldet. Damit gibt es in Albanien zehn bestätigte Corona-Fälle.

Alle Kindergärten, Schulen und Universitäten bleiben bis zum 23. März geschlossen. Alle größeren Veranstaltungen wie Konzerte, Kundgebungen und Konferenzen sind abgesagt worden. Außerdem ist der Flug- und Schiffsverkehr nach Italien komplett eingestellt worden. In der Hauptstadt Tirana beginnen die Behörden damit, öffentliche Gebäude und Fahrzeuge des öffentlichen Nahverkehrs zu desinfizieren.

Bosnien und Herzegowina

Fünf Menschen in Bosnien und Herzegowina sind positiv auf den Coronavirus getestet worden. Vier Fälle hängen mit einem Mann aus der Stadt Banja Luka zusammen, der sich länger in Italien aufgehalten hat. Eine weitere Frau aus der Stadt Zenica ist nach einem Italienaufenthalt ebenfalls positiv getestet worden. Im Landesteil Republika Srpska werden Universitäten und Schulen für drei Wochen geschlossen. Kindergärten bleiben geöffnet, sollen aber regelmäßig kontrolliert werden. Diese Maßnahme gilt (noch) nicht für die Föderation BiH, den anderen Landesteil. Im Kanton Sarajevo sind alle öffentlichen Versammlungen mit mehr als 300 Teilnehmern sowie Besuche in Krankenhäusern untersagt.

Bulgarien

Die vier bereits bekannten Infizierten (zwei Frauen und zwei Männer) sind auf dem Weg der Besserung. Weitere acht Personen, die Kontakt mit den Infizierten hatten, sind negativ getestet worden. Die Schulen in Bulgarien bleiben bis zum 11. März geschlossen – der Grund ist allerdings die saisonale Grippeepidemie und nicht der Coronavirus. Bereits am vergangenen Sonntag (8. März) haben die Behörden alle Großveranstaltungen abgesagt und auch Kinos und Theater geschlossen. Daran gibt es viel Kritik und Unverständnis, weil Diskotheken und Einkaufzentren weiterhin geöffnet bleiben. Die Regierung erwägt nun, das Verbot auf die betroffenen Städte Pleven und Gabrovo zu beschränken. Gerichtsverhandlungen werden für einen Monat ausgesetzt.

Kosovo

Im Kosovo gibt es noch keinen bestätigten Corona-Fall. Bislang sind 62 Personen negativ getestet worden.

Kroatien

Kroatien meldet 14 bestätigte Fälle von insgesamt 355 getesteten Personen. Die Behörden erwägen, Veranstaltungen in geschlossenen Räumen mit mehr als 1000 Personen zu untersagen. Auch Fußballspiele vor leeren Rängen sind in der Diskussion. Besorgt blicken viele Kroaten auf die kommende Tourismussaison. Sollten wegen der Corona-Epidemie viele Buchungen ausbleiben, würde das Land empfindlich getroffen werden – denn Einnahmen aus dem Tourismus machen rund 20 Prozent des kroatischen BiP aus.

Montenegro

In Montenegro gibt es keinen bestätigten Corona-Fall. Insgesamt wurden 40 Personen negativ getestet, weitere 380 stehen unter „Gesundheitsaufsicht“, was aber keine Einschränkungen der Bewegung und Reisefreiheit für die Betroffenen bedeutet. Der Flugverkehr aus der Hauptstadt Podgorica nach Rom soll bis zum 27. März eingestellt werden. Flüge nach Mailand und Bologna sind bereits in der vergangenen Woche eingestellt worden.

Nordmazedonien

In Nordmazedonien sind sieben Menschen positiv auf COVID-19 getestet worden. Alle Infizierten waren entweder vor kurzem in Italien oder haben sich bei Familienangehörigen angesteckt, die zuvor in Italien waren. Unter den Infizierten ist auch die Direktorin einer Hautklinik aus Skopje. Sie ist in der vergangenen Woche von einem Skiurlaub in Italien zurückgekehrt und hat nach ihrer Rückkehr sowohl in der Klinik gearbeitet als auch die Eröffnungsrede bei einer Dermatologenkonferenz mit 193 Teilnehmern gehalten. Die Frau soll nun entlassen werden, ihr droht zudem eine hohe Geldstrafe wegen „verantwortungslosen Verhaltens“. Bis zum 13. März sind die Menschen in Nordmazedonien aufgefordert, keine öffentlichen Versammlungen abzuhalten. Auch Fußballspiele sollen ohne Publikum stattfinden. Kindergärten, Schulen und Universitäten bleiben ab dem 11. März für 14 Tage geschlossen.

Österreich

183 bestätigte Corona-Fälle verzeichnet das österreichische Gesundheitsministerium, vier Personen sind bereits genesen. Getestet wurden insgesamt mehr als 5000 Personen. Österreichs Regierung hat massive Einschränkungen des öffentlichen Lebens beschlossen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verringern. Es wird einen Einreisestopp für Menschen aus Italien geben – Ausnahmen gebe es nur mit ärztlichem Attest. Zugleich organisiere die Regierung die Rückkehr von Österreichern, die sich derzeit in Italien aufhalten. Diese müssten sich allerdings sofort nach ihrer Rückkehr daheim in eine 14-tägige Quarantäne begeben. Eine Durchreise durch Österreich bleibt erlaubt, solange kein Zwischenstopp in Österreich durchgeführt wird“, so Innenminister Karl Nehammer gegenüber der Kronenzeitung. Vor der Einreise sollten Autofahrer den Tankinhalt kontrollieren. Spätestens bis zum 16. März sollen die österreichischen Hochschulen ihren Lehrbetrieb einstellen. Ähnliches könnte auch für Schulen gelten. Laut Bildungsministerium sollen sich die Schuldirektoren auf Schulschließungen vorbereiten und Ausflüge, Reisen und Schulveranstaltungen bis auf Weiteres aussetzen. Die nächsten beiden Runden in der Fußball-Bundesliga und der zweiten Liga werden vorerst ausgesetzt. Auch große Festspielhäuser wie die Wiener Staatsoper, das Wiener Burgtheater oder die Salzburger Philharmonie setzen ihren Spielbetrieb bis mindestens Ende März aus.

Rumänien

Rumänien verzeichnet 25 bestätigte Corona-Fälle. Fünf Patienten gelten inzwischen als geheilt. 52 Menschen sind in Quarantäne. Weitere 11.235 sind in Selbstisolation und unter Ärztlicher Beobachtung zuhause. Bis auf einen Fall, bei dem der Ursprung der Ansteckung unbekannt ist, haben sich 16 der bestätigten Infizierten über Kontakte in Italien, vier bei Reisen nach Israel, Deutschland sowie Großbritannien und vier bei dem Mann angesteckt, bei dem der Ursprung der Infektion noch nicht festgestellt werden konnte. Der Flugverkehr nach Italien ist komplett eingestellt, auch Busse und Züge fahren nicht. Vom 11. bis zum 22. März bleiben die Schulen im Land geschlossen, Versammlungen mit mehr als 1000 Teilnehmern sind verboten, kleinere Veranstaltungen müssen genehmigt werden. Wer nach Rumänien einreisen möchte, muss rechtlich verbindliche Erklärungen über das Herkunftsland abgeben. Outdoor-Veranstaltungen mit mehr als 500 und Indoor-Veranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmern werden bis Anfang April abgesagt, Einreisende aus Italien, China, Südkorea und Iran werden zu Quarantänen verpflichtet. Die drastischen Schutzmaßnahmen werden mit nicht ausreichenden Kapazitäten im Gesundheitsbereich begründet: Laut Experten gebe es in Rumänien schlicht zu wenige Krankenhausbetten auf den Intensivstationen und landesweit lediglich sechs Labors, die für COVID-19-Tests ausgestattet sind.

Serbien

Insgesamt vier bestätigte Corona-Fälle gibt es in Serbien, darunter ein chinesischer Staatsbürger, der für Huawei in Belgrad arbeiten soll. Vorerst sind keine Verbote von Veranstaltungen geplant, den Bürgern wird aber geraten, sich möglichst wenig in geschlossenen Räumen aufzuhalten, Kontakte einzuschränken und besonders auf Hygiene zu achten. Die Arbeitsgruppe des Gesundheitsministeriums zur Kontrolle des Coronavirus wird der serbischen Regierung ein vorübergehendes Einreiseverbot für ausländische Bürger vorschlagen, die aus gefährdeten Gebieten kommen. Für serbische Bürger, die aus diesen Gebieten zurückkehren, wird eine 14-tägige Selbstisolation verpflichtend sein. Das serbische Bildungsministerium hat alle Studien- und Klassenfahrten ins Ausland verboten. Schulen, Kindergärten und andere Bildungseinrichtungen hingegen bleiben geöffnet. Die Fluggesellschaft „Air Serbia“ hat Flüge von Nis nach Bologna und Rom bis Ende März eingestellt. Von Belgrad aus sollen Flüge nach Venedig und Mailand bis Ende April reduziert werden, während die Linie nach Rom normal funktionieren soll.

Slowenien

In Slowenien wächst die Zahl der Infizierten, inzwischen sind 31 Fälle bestätigt, fast 1650 Personen wurden getestet. Bis auf weiteres sind alle Veranstaltungen in geschlossenen Räumen mit mehr als 100 Teilnehmern und Sportveranstaltungen mit mehr als 500 Zuschauern im Freien verboten. Wer sich nicht daran hält, muss Strafen bis 100.000 € bezahlen. Diese letztere Maßnahme betrifft vor allem zwei große Veranstaltungen in Kranjska Gora und Planica, wo am kommenden Wochenende Wettkämpfe im Ski-Weltcup und Skifliegen stattfinden. Am Flughafen in der Hauptstadt Ljubljana wird bei allen ankommenden Passagieren Fieber gemessen, auch an der Landgrenze zu Italien soll es stichprobenartige Kontrollen geben.

Ungarn

In Ungarn gibt es 12 bestätigte Corona-Fälle. Ein 70-jähriger Mann befindet sich im kritischen Zustand, die anderen Infizierten sind stabil. Die ungarische Regierung hat ein Einreisstopp für iranische Staatsbürger verfügt, im Land lebende Iraner können abgeschoben werden, wenn sie nicht mit den Behörden kooperieren. Bis auf weiteres ist es nicht mehr möglich, Asyl in den so genannten Transitzentren an der Grenze zu Serbien zu beantragen. Wegen der kritischen Lage in Italien hat die ungarische Botschaft in Rom alle Ungarn aufgefordert das Land sofort zu verlassen. Die Feiern zum Nationalfeiertag am 15. März hat die ungarische Regierung abgesagt. Auch geplante Demonstrationen gegen den neuen Lehrplan der Regierung werden nicht stattfinden.

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