Frau und Mann im Dorf Gornja Maoca
Bildrechte: BR | Mladen Pehar

Nur wenigen Frauen sind wir begegnet. Sprechen konnten wir nicht mit ihnen.

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Bosnien-Herzegowina: Im Salafisten-Dorf Gornja Maoca

Das Salafisten-Dorf Gornja Maoca in Bosnien ist seit Jahren im Visier bosnischer und internationaler Sicherheitsbehörden. Die schlimmste Vermutung lautet: In Gornja Maoca ist eine der gefährlichsten Terrorzellen Europas beheimatet.

Sicherheitsexperten haben herausgefunden, dass aus Gornja Maoca schon viele Bosnier weggegangen sind, um sich dem sogenannten Islamischen Staat anzuschließen. Bezogen auf die Einwohnerzahl steht Bosnien in Europa, wie das Kosovo, ganz oben auf der Liste, wenn es um die Zahl der rekrutierten IS-Kämpfer geht. Jüngste Erhebungen zeigen: Aus dem kleinen Bosnien, mit 3,8 Millionen Einwohnern, schlossen sich 330 dem IS an. Zum Vergleich: Aus Deutschland waren es 760.

Vor knapp drei Monaten, kurz nach den Anschlägen von Paris, macht die bosnische Polizei ernst. Sie sperrt die Zufahrtsstraße nach Gornja Maoca ab. Ein Check-Point wird eingerichtet: Jeder, der nun rein oder raus will aus dem Salafisten-Dorf, wird überprüft. Die Polizei fährt auch ins Dorf hinein, patrouilliert Tag und Nacht.

Wer lebt eigentlich im Dorf?

Und warum so abgeschottet? Über das Dorfleben dringt kaum etwas nach außen. Wir wollen uns daher mit dem Dorfvorsteher Edis Bosnic verabreden, zunächst ohne Kamera. Seine Handynummer zu bekommen ist nicht schwer. Ihn zu erreichen, kann aber dauern. Nach einer Woche, nimmt immer noch niemand ab. Doch wir sind auf ihn angewiesen. Denn Fremde und schon gar nicht Journalisten kommen ohne sein Einverständnis ins Dorf hinein.

Einladung ins Dorf

Dann aber: Endlich nimmt er ab. Höflich entschuldigt er sich für den äußerst schlechten Handyempfang in seinem Dorf – der Grund, warum wir ihn lange nicht erreichen konnten. Journalisten sind dem 35-jährigen Salafisten verhasst. Zu oft wurde er enttäuscht, erzählt er uns, zu oft las er schon so viel Falsches über sein Dorf. Über unseren Wunsch, in Gornja Maoca zu drehen, möchte er erst nachdenken und sich im Dorf mit anderen beraten.

Edis Bosnic meldet sich zurück, lädt uns ein zu kommen und sagt, dass er und die anderen im Dorf sich ein Gastgeschenk wünschen und zwar ein Schaf! Wir stimmen zu.

Mindestens 28 solcher Salafisten-Gemeinschaften soll es in ganz Bosnien geben. Auch in der Hauptstadt Sarajevo fassen immer mehr Salafisten Fuß. Sie wollen ausschließlich unter der Scharia leben und nicht in einer Demokratie. Ein Affront, nicht nur für die mehrheitlich säkular eingestellten Muslime in Bosnien.