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Lehrer am Limit

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An jeder zweiten Schule gibt es Gewalt gegen Lehrer

An jeder zweiten Schule gibt es Gewalt gegen Lehrer

Eine Umfrage unter Schulleitern zeigt: An fast jeder zweiten Schule kommt es zu Mobbing und Drohungen gegen Lehrer, an jeder vierten Schule auch zu körperlicher Gewalt. Der Verband Bildung und Erziehung sieht die Kultusministerien nun in der Pflicht.

Laut einer Forsa-Erhebung unter 1.200 Schulleitern allgemeinbildender Schulen beschränkt sich die Gewalt an Schulen nicht auf Einzelfälle. Fast die Hälfte der Schulleitungen (48 Prozent) gab an, dass es an ihrer Schule in den vergangenen fünf Jahren Fälle von "psychischer Gewalt" gab - also Fälle, bei denen Lehrkräfte direkt beschimpft, bedroht, beleidigt, gemobbt oder belästigt wurden. Fälle von Mobbing, Diffamierung und Belästigung über das Internet gab es laut Studie an jeder fünften Schule. An jeder vierten kam es laut der Studie sogar zu körperliche Gewalt gegen Lehrkräfte.

Betroffenen Kollegen seinen ausreichend unterstützt worden

Hochgerechnet seien damit rund 45.000 Lehrkräfte betroffen und "ganz bestimmt keine Einzelfälle, sagte der Bundesvorsitzende der Lehrergewerkschaft "Verband Bildung und Erziehung" (VBE), Udo Beckmann. Der VBE hatte die Umfrage in Auftrag gegeben. Das Thema "Gewalt gegen Lehrkräfte" ist laut Studie inzwischen weniger tabuisiert. Demnach gaben nur noch 39 Prozent der Befragten an, es werde verschwiegen; bei einer ähnlichen Befragung von 2016 vertraten noch 57 Prozent diese Überzeugung. In den meisten Fällen gaben die Schulleitungen an, dass es gelungen sei, betroffene Kollegen "ausreichend" zu unterstützen.

Lehrer klagen über Bürokratie bei Meldungen

Als Gründe nannten 63 Prozent der Befragten, dass sich betroffen Schüler uneinsichtig gezeigt hätten, und 59 Prozent bemängelten, dass Eltern nicht kooperationswillig gewesen seien. Jede fünfte Schulleitung gab an, dass Meldungen zu bürokratisch seien oder zu einem Ansehensverlust der Schule führten. Elf Prozent sagten, die Meldung von Vorfällen sei von den Schulbehörden nicht gewünscht.

Lehrerverband fordert Gewalt-Statistiken zu führen

Der VBE forderte von den Kultusministerien, Statistiken zur Gewalt an Schulen zu führen und die Lehrer stärker zu unterstützen. Dazu zählt nach den Worten von Beckmann auch eine unbürokratische Meldung und schnelle Hilfe nach einem Vorfall. "Außerdem sehen wir einen klaren Zusammenhang zwischen dem Ressourcenmangeln an den Schulen, dem Bild von der Schule als Reparaturbetrieb der Gesellschaft und damit Verbunden enttäuschten Erwartungen von allen Seiten", so der Verbandsvorsitzende.