Zehn Jahre tridentinische Messe

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Als die tridentinische Messe zurückkehrte

Gottesdienste in lateinischer Sprache, der Priester dreht den Gläubigen den Rücken zu: Als Papst Benedikt XVI. 2007 die tridentinische Messe wieder erlaubte, war die Empörung unter vielen Katholiken groß. Und heute? Von Daniel Knopp und Martin Jarde

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Es war ein Zugeständnis an konservative Kreise, als der ehemalige Papst Benedikt XVI. 2007 die Messfeier im sogenannten alten Ritus wieder zuließ. So sollte besipielsweise die innerkirchliche Spaltung mit der Piusbruderschaft überwunden werden. Aber seine Absicht, Gräben zu überwinden und zerstrittene Christen zu einen, ging nur teilweise auf: Zwar kam es zu einer mehr als umstrittenen Einigung mit den Piusbrüdern, doch viele Katholiken empfanden die Wiedereinführung als Rückschritt, als Ausgrenzung und als ein Nichternstgenommenwerden als "Volk Gottes", wie es das Zweite Vatikanische Konzil formuliert hat.

Was bedeutet Tridentinische Messe?

Damit ist die Messform gemeint, die das Konzil von Trient (1545-1563) als Reaktion auf die Anfragen der Reformation festgelegt hat und die mit dem Messbuch ("Missale Romanum") von 1570 verbindlich wurde. Rund 400 Jahre lang, bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil, war der Ritus in leicht modifizierter Form gültig. Die tridentinischen Messen, die heute gefeiert werden, gehen auf eine weitreichende Neufassung des Missale Romanum von 1962 zurück.

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Als Theologieprofessor kritisierte einst Joseph Ratzinger die Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Eine "Erkältung" sei dadurch durch die Liturgie gegangen, weil man mit der Reform auf "möglichst viel Wort, möglichst viel Handlung" setzte, was dann zur "Banalisierung" geführt hätte. Als Papst machte er dann ernst und ließ die lateinische Messe nach dem tridentinischen Ritus wieder zu.

Wird das Zweite Vatikanische Konzil etwa zurückgedreht?

Während manche Gläubige sich in die Kindheit zurückversetzt sahen und die Stille des Gebets im Tridentinischen Ritus schätzten, gab vor zehn Jahren auch Kritik und zahlreiche Proteste. Wird das Zweite Vatikanische Konzil etwa zurückgedreht? Als Signal dafür werteten viele auch Benedikts Umformulierung der alten Karfreitagsfürbitte für die Bekehrung der Juden zu Christus. Ungeschickt, sagt der Liturgie-Wissenschaftler Winfried Haunerland rückblickend.

"Ich gestehe, dass ich über diese Entscheidung damals nicht glücklich war, weil ich damals befürchtet habe, dass es zu Spaltungen in den Gemeinden kommen könnte." Liturgiewissenschaftler Winfried Haunerland

Befürchtungen, die sich jedoch nicht bewahrheitet haben. Nur wenige Gemeinden feiern nach dem so genannten alten Ritus.

"Wir haben im Laufe der letzten zehn Jahre versucht, Zahlen herauszubekommen und haben immer wieder festgestellt, dass es wenige Orte gibt, wo das Zuspruch hat und in aller Regel auch nicht in konfrontativer Weise." Liturgie-Wissenschaftler Winfried Haunerland

Die "Alte Messe" ist in Bayern selten

An etwa 50 Orten in Bayern können Gläubige heute mehr oder weniger regelmäßig tridentinische Messen feiern. Die Hoffnung des damaligen Papstes ging nicht auf. Traditionalisten, wie die Piusbrüder, sind der Katholischen Kirche nicht näher gekommen. Eine Spaltung der Gemeinden, wie manche Kritiker befürchtet hatten, gab aber auch nicht.