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Contergan - ein Skandal und die Folgen

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60 Jahre Contergan: Der lange Kampf für Entschädigung

Contergan ist einer der größten Pharmaskandale der Bundesrepublik. Vor 60 Jahren kam es auf den Markt. Wie war das damals, und wie geht es den Betroffenen heute? Von Arno Trümper

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Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Am ersten Oktober 1957 brachte das Pharmaunternehmen Grünenthal das Mittel Contergan auf den Markt. Das rezeptfreie Schlaf- und Beruhigungsmittel wurde schnell beliebt. Auch Lilli Ebens Mutter benutzte es.

"Sie hat eine Tablette genommen, hat sie mir erzählt, und sie wusste nicht, dass sie schwanger ist." Lilli Eben, Künstlerin in München

Tausende schwer geschädigte Kinder

Geschätzte 10.000 meist schwer geschädigte Kinder kamen auf die die Welt. Zunächst glaubte man die Verseuchung der Atmosphäre durch Atombomben-Versuche seien der Grund.

Auch als Anfang der 60er-Jahre die Beweislage erdrückend wurde, wies Grünenthal alle Verantwortung von sich. 1962 wurde Contergan verboten, aber es dauerte noch 50 Jahre, bis sich der Hersteller zu seiner Verantwortung bekannte.

"Darüber hinaus bitten wir um Entschuldigung, dass wir fast 50 Jahre lang nicht den Weg zu ihnen von Mensch zu Mensch gefunden haben. Stattdessen haben wir geschwiegen, und das tut uns sehr Leid." Harald Stock, Geschäftsführer der Grünenthal-GmbH

Für Lilli Eben ein Lippenbekenntnis. Bis heute klagen viele Betroffene über die undurchsichtige und ungerechte Vergabe von Hilfsleistungen.

"Sie haben dann gesagt: Nee, Luxus zahlen wir nicht. Ich sage ihnen einmal ganz ehrlich: Für einen, der gehen kann, ist der Lift Luxus. Und für den Anderen ist es kein Luxus, weil nicht in den ersten Stock kommt, wenn er im Rollstuhl sitzt." Lilli Eben

So lange wie möglich selbstständig und selbstbestimmt zu leben - das ist der größe Luxus, den sich Lilli Eben vorstellen kann. Dass Grünenthal seiner moralischen Plicht bis heute nicht voll nachkommt, halten sie und ihre für einen Skandal.