Zwei tote und gerissene Kälber fand Landwirt Konrad Müller beim Kontrollgang auf seiner Alpe am Grünten. So etwas habe er noch nie gesehen, sagte er. Zunächst entdeckte er eine seiner Jungkühe, die ziemlich apathisch auf ihn wirkte. Die Kuh hatte gekalbt. Unweit von ihr fand er dann die Reste des neugeborenen Kalbs, von dem nur die Vorderbeine, der Kopf und ein paar Rippen übriggeblieben waren. Für Konrad Müller gibt es nur eine Erklärung: "Ich habe sofort an einen Wolf gedacht, das macht kein anderes Tier so."
Mutmaßliche Wolfs-Attacken häufen sich
Einem zweiten Kalb, das ebenfalls verendet war, fehlten die Ohren. Der Landwirt informierte das Landratsamt in Kempten, zwei Mitarbeiter nahmen dann Proben auf der Alpe für eine DNA-Untersuchung. Ob es sich tatsächlich um einen Wolf handelt, steht erst nach der Untersuchung fest. Konrad Müller ist verängstigt: "Wir haben ja in Wertach schon zwei Fälle gehabt und das ist jetzt der Dritte. Das ist eine Entfernung von fünf bis sechs Kilometer Luftlinie. Ob es derselbe ist, weiß ich nicht."
Landrat fordert Abschuss des Wolfs
Bereits am vergangenem Donnerstag hatten Landwirte im Oberallgäu zwei gerissene Kälber gemeldet. Der Oberallgäuer Landrat Anton Klotz hat mittlerweile gefordert, den Wolf zum Abschuss freizugeben. Wölfe stehen allerdings unter Naturschutz. Anwohner äußerten sich besorgt, weil eines der Tiere in der Nähe von bewohntem Gebiet gerissen wurde.
Bisher keine standorttreuen Wölfe im Allgäu
Sollte sich herausstellen, dass tatsächlich ein Wolf die Kälber gerissen hat, sei es laut Landesamt für Umwelt schwierig, das Tier überhaupt zu finden. Schließlich legen Wölfe am Tag 50 bis 70 Kilometer zurück. Standorttreue Wölfe, also solche, die nachgewiesenermaßen mehr als sechs Monate an einem Ort bleiben, gibt es laut Landesamt für Umwelt im Allgäu nicht.
(Autoren: Werner Bader und Jonathan Schulenburg)