Der Escherndorfer Lump bei Volkach am Altmain. Eine berühmte Steillage, ein Südhang.
Tagsüber hat es dort am Boden bis zu 60 Grad. Und seit Wochen hat es nicht mehr geregnet - außer einem Gewitter in der Nacht zum Donnerstag. Winzer wie Michael Fröhlich müssen ihre Weinberge nun bewässern, mit Überkronberegnern, immer abends von 18 bis 22 Uhr.
"Die Arbeit heißt am Main: eine Pumpe aufstellen, das heißt Rohrleitungen bis zwei Kilometer Länge legen, um an die Weinberge zu kommen, das heißt: jetzt zwei Wochen keine Ruhe Tag und Nacht, immer wieder aufbauen, abbauen, ein Kampf für uns und eine Materialschlacht, was der Außenstehende eigentlich so gar nicht nachvollziehen kann." Winzer Michael Fröhlich
Aber es muss sein. Die Rebstöcke haben Trockenstress. Doch die Winzer wollen reife, gesunde Trauben ernten, für große Weine, die nicht zu viel Alkohol haben sollen. Ohne Wasser geht das nicht.
Tröpfchenberegnung direkt an der Wurzel
Auch im Julius Echter Berg bei Iphofen wird bewässert - mit der sogenannten Tröpfchenberegnung. Klaus Peter Heigel vom Weingut Hans Wirsching erklärt diese Technik so:
"Ja, es geht über Tropfschläuche, das System kommt aus Israel, wo man sehr stark mit Wasserknappheit zurechtkommen muss. Und auch hier so, dass es sehr wasserschonend ist, also jede Rebe bekommt zwischen 20 und 40 Liter Wasser getröpfelt innerhalb von mehreren Stunden, und so kommt eben jeder Tropfen auch bei der Rebe an. Und es ist keine unnötige Verdunstung, es tropft direkt in den Boden, es geht direkt zu den Wurzeln." Klaus Peter Heigel
Wegen der extremen Trockenheit hat Heigel etwas Neues ausprobiert. In einigen Weinbergen wurde das obere Drittel der Laubwand abgeschneiden. Andere Winzer reagieren mit Kopfschütteln. Doch Heigel ist sich sicher. Das hilft:
"Der Gedanke, der dahinter steht ist: Jede Blattmasse produziert Zucker, und wenn wir die Blattmasse an den Reben reduzieren, bekommen wir eine langsamere Zuckerproduktion, das heißt: Die Reife wird nach hinten verschoben. Und dadurch, dass wir zur Zeit etwa drei Wochen früher dran sind als in einem Normaljahr, haben wir die Befürchtung, zu viel Alkohol zu bekommen. Und so wird also die Alkoholproduktion verlangsamt, die potentielle." Klaus Peter Heigel
Maßnahmen gegen die Hitze
Tröpfchenberegnung, Laubwand-Reduzierung und das Halbieren der Trauben am Rebstock - mit diesen drei Maßnahmen trotz Heigel der Hitze. Dafür sind im Weingut Wirsching täglich bis zu 25 Mitarbeiter in den Weinbergen unterwegs. Aber das muss in diesem Sommer sein, betont Hermann Mengler, der Weinfachberater beim Bezirk Unterfranken.
"Das ist auch ein Umdenkensprozess, der in den letzten zehn Jahren stattgefunden hat. Wir wollen ja keine 100 Oechsle. 2003 haben wir uns noch riesig darüber gefreut. Aber das will man nicht mehr. Letztendlich heißt hohes Mostgewicht auch hoher Alkoholgehalt hinterher. Und alle wollen heutzutage fit sein, schlank sein, sportlich sein, und da ist letzendlich der Alkohol in den hohen Gradationen nicht ideal." Weinexperte Hermann Mengler
Wer will schon so viel Alkohol?
Denn wer will schon einen Silvaner-Kabinett mit 14,5 Prozent Alkohol? Weinexperte Hermann Mengler und Klaus Heigel vom Weingut Wirsching sind sich einig. Der Klimawandel ist da - mit Hitze und Trockenheit:
"Das Wetter wird also in einer Stetigkeit immer mehr von diesen Kapriolen geprägt werden. Diese Ereignisse werden sich immer öfters in kürzeren Abstänbden wiederholen. Und insofern muss man sich von der Konstellation her von den Weinbergen her drauf einstellen. - Wir müssen uns in unserer ganzen Produktionstechnik diesen Herausforderungen stellen." Weinexperte Hermann Mengler und Klaus Heigel vom Weingut Wirsching
Die Weinlese beginnt diesmal so früh wie noch nie. Was ist also vom 2018er zu erwarten?
"Zunächst ist es für mich noch kein Jahrhundertjahrgang, solange er noch nicht im Keller ist." Winzer Michael Fröhlich
"Ich denke, es wird viel Trinkspaß sein, etwas kräftiger vielleicht als Jahrgang 2017, aber nicht so überalkoholisiert wie der Jahrgang 2015, da haben wir viel gelernt." Klaus Peter Heigel
Der 2018er-Wein kann also großartig werden - dafür schuften wir schließlich seit Wochen bei bis zu 39 Grad, betont Klaus Peter Heigel.