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Die Tatwaffe von David S.: Eine Pistole vom Typ Glock 17

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Was wusste der Waffenhändler? Prozess um Amoklauf von München

Der Mann, der dem Amokläufer vom Münchner Olympiaeinkaufszentrum (OEZ) die Tatwaffe verkauft haben soll, steht ab heute vor Gericht. Der 32-Jährige aus dem hessischen Marburg ist unter anderem wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Von Julia Binder

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock.

Es waren schreckliche Szenen, die sich am 22. Juli des vergangenen Jahres am Olympiaeinkaufszentrum abgespielt haben: Ein 18-Jähriger erschießt gezielt neun Menschen, fast ausschließlich Jugendliche mit Migrationshintergrund. Danach tötet er sich selbst. Die Tatwaffe soll sich der Amokläufer illegal über das Darknet bei dem Angeklagten besorgt haben.

Ermittler stellten dem Händler eine Falle

Ein Polizeibeamter bekundete unter falscher Identität sein Interesse an einer Waffe. Der Hesse ging auf das Geschäft ein. Deshalb beschuldigt ihn die Anklage des illegalen Waffenhandels. Seitdem sitzt der Mann in Untersuchungshaft. Jetzt muss er sich vor Gericht verantworten. Es ist der Beginn der juristischen Aufarbeitung des Amoklaufs.

"Im Rahmen der Hauptverhandlung wird auch zu klären sein, ob der Angeklagte letztlich darüber informiert gewesen ist, ob sein Käufer Straftaten begehen wollte und ob er vorab darüber in Kenntnis war." Florian Gliwitzky, Sprecher des Münchner Landgerichts

Das interessiert vor allem auch die Nebenkläger. Der Berliner Anwalt Onur Özata vertritt den Vater eines Opfers. Und er ist überzeugt davon, dass der mutmaßliche Waffenhändler durchaus wusste, wofür der Attentäter die Pistole verwenden will. Das wäre dann weitaus mehr als fahrlässig, es könnte als Beihilfe zum neunfachen Mord gewertet werden. Die Staatsanwaltschaft sieht dafür bisher aber keine nachweisbaren Anhaltspunkte.

Opferanwalt Özata: Angeklagter offenbar Rassist und Antisemit

Warum aber hat der Mann die Waffe an den Amokschützen verkauft? Ähnlich wie beim Attentäter selbst wird das schon vor Prozessbeginn kontrovers diskutiert. Eine rechtsextremistische Haltung halten Hinterbliebene und Opferanwälte für möglich. So sollen nach Özatas Worten auch bei dem Waffenhändler Hakenkreuzdarstellungen gefunden worden sein.

"Deswegen ist da schon der Verdacht oder die Vermutung nah, dass hier eventuell ein Motiv des Waffenhändlers darin lag, dass er den rechtsextremistischen Anschlag unterstützen wollte." Opferanwalt Onur Özata

Viele offene Fragen, die in der Hauptverhandlung unter anderem von insgesamt 29 Zeugen und sechs Sachverständigen geklärt werden sollen. Das Interesse am Prozess ist enorm: Mehr als 200 Journalisten haben sich angemeldet. Zehn Verhandlungstage sind bisher angesetzt. Das Urteil könnte bereits Mitte September gesprochen werden.