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Kommt umstrittenes Gomringer-Gedicht nach Rehau?

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Umstrittenes Gomringer-Gedicht Thema im Rehauer Stadtrat

Das umstrittene "Avenidas"-Gedicht des Wahl-Rehauers Eugen Gomringer ist heute Thema im Stadtrat in Rehau. Er will darüber entscheiden, ob und an welcher öffentlichen Fassade das Gedicht künftig zu sehen sein wird.

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Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Kommt das umstrittene "Avenidas"-Gedicht des Schweizer Lyrikers Eugen Gomringer, das eigentlich den Titel "Ciudad" trägt, nach Rehau? Und, wenn ja, wo soll es hin? Darüber will der Rehauer Stadtrat am Mittwochnachmittag (31.01.18) entscheiden. Hintergrund der Debatte ist, dass das auf Spanisch verfasste Gedicht des Wahl-Rehauers Gomringer in den vergangen Tagen für viel Aufsehen und Schlagzeilen gesorgt hat.

Sexuelle Belästigung in Gedichtform?

Seit 2011 ist es an der Südfassade der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin zu sehen. Dort soll es aber nun entfernt werden, weil die Studierende-Vertretung AStA sich seit Monaten darüber beschwert. Die Gedichtzeile "Alleen und Blumen und Frauen und ein Bewunderer" degradiere Frauen nur zu Musen männlicher Künstler und erinnere zudem "unangenehm an sexuelle Belästigung, der Frauen alltäglich ausgesetzt sind", so die Kritik.

"Wir haben uns die Entscheidung in der Hochschulleitung und im Akademischen Senat nicht leicht gemacht. An dieser Stelle möchten wir noch einmal betonen, dass wir größten Respekt vor Eugen Gomringer, seinem Schaffen und seinem Werk haben. " Prof. Dr. Uwe Bettig, Rektor Alice-Salaomon-Hochschule Berlin

Hitzige Debatte in sozialen Medien

Sowohl in den Medien als auch in sozialen Netzwerken sind daraufhin hitzige Debatten entfacht. Von "Zensur", "Rufmord" und "Kulturbarbarei" ist die Rede. Mittlerweile kursieren im Netz zahlreiche Abwandlungen des Gedichtes. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sagte der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass die Auseinandersetzung mit Frauenbildern in der Kunst und mit der Rolle der Frau im Kunst-und Kulturbetrieb allemal eine Debatte wert sei. Mit "Übertünchen" sei es aber nicht getan, so Grütters. Durch die Entscheidung der Hochschule, das Gedicht übermalen zu lassen, gehe es mittlerweile "um unser Verhältnis zur Kunst insgesamt: um die Frage, wo jene Diktatur des Zeigbaren beginnt, die die Kunst zur politischen Erfüllungsgehilfin degradiert."

Gomringer weist Sexismus-Vorwurf zurück

Eugen Gomringer selbst kann den Sexismus-Vorwurf der Berliner Studierenden nicht nachvollziehen, sagte er dem Bayerischen Rundfunk. Der 93-Jährige lebt und arbeitet seit mehreren Jahrzehnten in Rehau. Dort führt er sein Kunsthaus.

Anstelle seines Gedichts soll ab Herbst auf der Fassade der Berliner Hochschule voraussichtlich ein Gedicht der Poetik-Preisträgerin Barbara Köhler zu lesen sein, teilte die Hochschule mit. An Eugen Gomringers "Avenidas"-Gedicht – und die damit verbundene Debatte – wird eine Tafel in Spanisch, Deutsch und Englisch unterhalb des Werkes von Barbara Köhler erinnern.