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Viele Sonnenstudios verstoßen gegen Auflagen

Besonders im Winter sind Solarien beliebt. Doch das Geschäft mit der künstlichen Sonne hat Schattenseiten: Im Jahr 2017 hat die zuständige Behörde in Oberbayern neun Kontrollen durchgeführt und dabei 21 Verstöße festgestellt. Von Mathias Flasskamp

Über dieses Thema berichtet: Abendschau.

Ich betrete ein Solarium am Münchner Stadtrand und gebe mich als Kunde aus: Die Beraterin bestimmt nicht meinen Hauttyp, wie es das Gesetz vorschreibt – das Gespräch dreht sich hauptsächlich um Preise. Für 13 Euro kann man sich hier sonnen so viel und so lange man will. Flatrates sind zwar nicht verboten, setzen aber völlig falsche und gefährliche Anreize. Der tief-dunkelbraune Teint der blonden Empfangsdame lässt zudem schlimmes erahnen.

Beratung: Fehlanzeige

Nächster Versuch: Ein Sonnenstudio südlichen Landkreis München. Auf einer Fläche von etwa 50 Quadratmetern gähnen mir mehrere offen stehende Sonnenbänke entgegen. Die Kabinen sind in blaues und rotes Licht gehüllt. Ich bin ganz alleine. An der Wand hängen Münzautomaten, mit denen man die Solarien starten kann. Beratung: Fehlanzeige. Minderjährige können ungehindert hinein. Das ist illegal, scheint aber niemanden zu stören.

Hinweis auf Strahlungsobergrenze ein Muss

Nächster Stopp: ein Solarium im bayerischen Oberland. Immerhin wird hier auf die gesetzlich vorgeschriebene Strahlungsobergrenze hingewiesen. Auch keine Top-Beratung, aber ein Schritt in die richtige Richtung. Ich das Gefühl, dass im Sonnenbankgeschäft einiges im Argen liegt. Eine Anfrage beim Gewerbeaufsichtsamt Oberbayern bestätigt meine Vermutung.

21 Verstöße bei 9 anlassbezogenen Kontrollen

Im Jahr 2017 hat die Behörde neun sogenannte anlassbezogene Kontrollen durchgeführt und dabei 21 Verstöße festgestellt. In Prien am Chiemsee steht das modernste Solarium Bayerns. Das behauptet zumindest Inhaber Martin Ziegler. Ich gebe mich als Journalist zu erkennen und wir machen ein Interview. Meinen Eindruck, dass sich in der Branche viele schwarze Schafe tummeln, teilt er:

"Es gibt Selbstbedienungsstudios ohne Personal. Solange der Kunde beraten wird und auch keine unter 18 reinkommt, ist nichts dagegen zu sagen." Martin Ziegler, Solariuminhaber

Danach bestimmt Ziegler mit einem Fragebogen meinen Hauttyp: Ich bin zwischen zwei und drei. Er gibt mir eine Schutzbrille und führt mich zum Paradestück. Eine über 40.000 Euro teure Anlage mit Hybridtechnik:

"Hybrid heißt: UV-Licht und Rotlicht kombiniert. Das Rotlicht bewirkt, dass Collagen aufgebaut wird, hat also quasi einen leichten Anit-aging-effect." Martin Ziegler, Solariuminhaber

Während das Sandwich-Gerät mich von beiden Seiten bestrahlt, spielt es Relax-Musik ab und reichert die Luft in regelmäßigen Abständen mit einem Aromanebel an, der nach Jasmin riecht. Soweit nicht unangenehm. Nach dem Sonnenbad fühlt sich meine Haut tatsächlich weich und geschmeidig an. Allerdings hat die Qualität auch Ihren Preis: Einen Euro kostet die Minute auf der Hightech-Sonnenliege. Etwa doppelt so viel, wie in den Solarien, die ich vorher getestet habe. Hier fühle ich mich zum ersten Mal gut aufgehoben. Aber sowohl die Zahlen des Gewerbeaufsichtsamtes als auch mein Stichproben zeigen, dass trotz EU-Regulierung das Geschäft mit dem künstlichen Sonnenlicht noch zu viele Schattenseiten hat.