Bildrechte: BR/Thomas Pösl

Der Kapitän des Rettungsschiffs Lifeline, Claus-Peter Reisch, trat unangekündigt beim Augsburger Friedensfest auf und setzte sich für die Rettung von Flüchtlingen ein.

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Streit wegen Flüchtlingsaktion auf dem Friedensfest in Augsburg

Life-Line-Kapitän Claus-Peter Reisch ist unangekündigt zum Friedensfest nach Augsburg gekommen, wo er dafür warb, Flüchtlinge aus Seenot zu retten. Die Stadt kritisierte den Auftritt - vom Missbrauch der Friedenstafel war die Rede. Von B. Leinfelder

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Nach einer nicht angekündigten Aktion des Flüchtlingsrats am Mittag hängt in Augsburg der Haussegen schief. Flüchtlingsrat und weitere Akteure hatten beim Friedensfest auf dem Podium auf dem Rathausplatz nach eigenen Worten "eine Intervention" durchgeführt und die Stadt aufgefordert, sich klar für eine Unterstützung der Seenotrettung im Mittelmeer zu positionieren.

Die Bürgermeister Augsburgs kritisieren die Flüchtlingsaktion

Diese Aktion aber war nicht mit der Stadt abgestimmt, so Stadtsprecher Richard Goerlich nun auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks. Die 2. Bürgermeisterin Eva Weber sagte dazu: "Die Aktion war nicht in Ordnung. Die Friedenstafel am 8. August ist ein Fest der Kirchen und der Augsburger Bürgerinnen und Bürger. Es soll und darf nicht zu politischen Zwecken missbraucht werden. Für die Diskussion politischer Themen ist explizit das Rahmenprogramm vorgesehen". Oberbürgemeister Gribl sei von Bürgermeisterin Weber informiert worden und teile deren Haltung, so hieß es.

Aktion des Flüchtlingsrats könnte ein Nachspiel haben

Die Stadt werde das Vorgefallene in den kommenden Tagen aufarbeiten. Nachdem sich die Stadt das Friedensfestprogramm zurechnen lassen müsse, müssten hierzu Diskussionen in den zuständigen Gremien stattfinden, so hieß es aus der Pressestelle.

Lifeline-Kapitän überrascht die Friedensfest-Gäste

Es gab viele überraschte Gesichter bei der Friedenstafel auf dem Augsburger Rathausplatz: Life-Line-Kapitän Claus-Peter Reisch hat auf der Bühne eine flammende Rede gehalten für die Seenotrettung im Mittelmeer.

Orange Ballons erinnern an die Rettung von Flüchtlingen

Im Anschluss an seine Rede wurden 300 orangefarbene Luftballons, die an Rettungswesten erinnern sollen, in den Himmel geschickt. "Seenotrettung ist kein Verbrechen, sondern eine Pflicht", sagte Reisch dem BR, "wenn ich das nicht mache als Seemann, mache ich mich strafbar. Wir sehen die Toten im Mittelmeer, es sind viel mehr, als die Statistiken aussagen, weil einfach auch Boote verschwinden."

Das Friedensfest und Flüchtlinge

Das Friedensfest sei mit seinem interkulturellen Hintergrund gut geeignet, um auch aktuelle Themen wie Seenotrettung und Fluchtgründe aufzugreifen, meint Reisch. Der Kapitän betonte in seiner Rede, das er trotz seiner Anklage vor Gericht in Malta stets wieder so handeln würde, um Menschen vor dem Ertrinken zu retten.

Solidarität mit Geflüchteten

Mit der Aktion wollte der Augsburger Flüchtlingsrat zusammen mit dem Theaterprojekt bluespot productions und weiteren Akteuren wie dem Grandhotel Cosmopolis, ResQship und Seebrücke Augsburg "ein weithin sichtbares Zeichen für Solidarität mit Geflüchteten und für eine gerechte Stadt in die Welt" setzen, so ein Sprecher.

Flüchtlingsrat: Augsburg soll "sicherer Hafen" für Flüchtlinge werden

Der Flüchtlingsrat fordert in einer Resolution, dass die Stadt Augsburg sich einer Initiative von Bonn, Köln, Düsseldorf, Solingen, Potsdam und Regensburg anschließen soll, verbunden mit dem bedingungslosen Bekenntnis zur Seenotrettung und der "direkten und unbürokratischen Aufnahme aus Seenot geretteter Flüchtlinge". Augsburg solle "sichere Hafenstadt" werden.

Flüchtlingsrat fordert Stopp der Abschiebungen

Desweiteren fordert der Flüchtlingsrat unter anderem den Stopp der Abschiebungen von Geflüchteten und die Beendigung von Anklagen und Rechtsverfahren gegen Seenotretter.