"Sobald die Sondierungsphase vorbei ist, werde ich ein bis zwei Tage nachdenken und dann klar sagen, welche Formation ich mir vorstelle", sagte Seehofer dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Inhaltlich wollte er dagegen nicht Stellung beziehen.
Seehofer steht seit dem CSU-Wahldebakel intern massiv in der Kritik. Am Wochenende forderte die bayerische Junge Union (JU) als erste große Parteiorganisation offen den Rückzug des 68-Jährigen spätestens im kommenden Jahr. Zuvor hatten schon mehrere CSU-Bezirksvorstände in internen Sitzungen einen "geordneten" personellen Übergang gefordert.
Personalfragen sollen hintenan gestellt werden
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bekräftigte gegenüber der Funke Mediengruppe, dass die CSU ihre innerparteilichen Fragen erst nach Abschluss der Sondierungen in Berlin diskutieren sollte: "Schließlich hängt vom Zustandekommen einer Jamaika-Koalition auch die personelle Aufstellung der CSU in Berlin ab." Auch CSU-Vize Christian Schmidt verlangte, Personalfragen hintenan zu stellen. "Es geht nicht um besondere Höflichkeit gegenüber Horst Seehofer, sondern um Unterstützung unseres nun wirklich erfahrenen Verhandlungsführers im Interesse hoher Wirkmacht der CSU", sagte der Bundesagrarminister der "Passauer Neuen Presse".
"Die Reihen zu schließen ist eine Verpflichtung für uns alle." Bundesagrarminister Christian Schmidt
In Berlin beginnt heute die zweite Runde der Sondierungen von CDU, CSU, FDP und Grünen für eine Jamaika-Koalition. Die Parteivorsitzenden Angela Merkel (CDU) und Horst Seehofer (CSU) das Grünen-Spitzenduo Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir sowie FDP-Chef Christian Lindner und sein Vize Wolfgang Kubicki wollen dabei eine Basis für die heiße Phase der Beratungen schaffen. Angestrebt werden bis Mitte November konkretere Ergebnisse zu zentralen Themen, damit die vier Parteien über die Aufnahme formeller Koalitionsverhandlungen entscheiden können. Bis Freitag waren in einer ersten Sondierungsphase zwölf Themenkomplexe grob auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede untersucht worden. Dabei wurden Themenfelder benannt, die auf Chef-Ebene geklärt werden sollen. Dazu gehören die Flüchtlingspolitik, der Klimaschutz und die Verkehrspolitik mit Weichenstellungen zur Zukunft von Autos mit Verbrennungsmotor.