Der CSU-Vorsitzende Seehofer sagte auf einer Pressekonferenz in München, man müsse nun zunächst mit der Schwesterpartei CDU darüber diskutieren, wo der generelle Standort der Union sei. Erst nachdem man hier eine einvernehmliche Position gefunden habe, könne es Sondierungsgespräche mit möglichen Koalitionspartnern geben.
In der Flüchtlingspolitik bleibt für die CSU die Obergrenze wichtig, darüberhinaus will Seehofer auch die Frage nach dem Familiennachzug klären. "Man kann nicht in eine Sondierung gehen, wenn CDU und CSU hier nicht eine einvernehmliche Position haben." Die CSU wolle nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, sondern "in aller geschwisterlichen Freundschaft" mit der CDU über den künftigen Kurs sprechen.
"Eigentlich pudelwohl, sauwohl"
Die CSU hatte mit einem Minus von zehneinhalb Prozentpunkten bei der Bundestagswahl noch deutlicher als die CDU verloren. Mit 38,8 Prozent fuhr die Partei ihr schlechtestes Ergebnis seit 1949 ein. Seehofer sagte zu den Konsequenzen aus dem Wahlergebnis: "Wir haben verstanden". Persönliche Konsequenzen schloss er aus. "Ich fühle mich jetzt nicht als Dead Man Walking", sagt Seehofer auf eine Nachfrage. "Ich fühle mich eigentlich pudelwohl, sauwohl."
Seehofer wird Dobrindt als CSU-Landesgruppenchef vorschlagen
Seehofer gab bekannt, er werde morgen in Berlin die CSU-Landesgruppe im Bundestag formieren und den bisherigen Verkehrsminister Alexander Dobrindt als Chef derselben vorschlagen. Weitere Personalentscheidungen stünden laut Seehofer erst am Ende aller Gespräche an.
Große Skepsis herrscht innerhalb des CSU-Parteivorstandes in Bezug auf mögliche Koalitionsverhandlungen mit den Grünen. "Ich sehe hier, was die Grünen betrifft, gewisse Schwierigkeiten, wir wir in den Dingen, die für uns zentral sind, auf einen Nenner kommen wollen," so CSU-Spitzenkandidat Joachim Herrmann. Seehofer stellte zur Absegnung eines möglichen Koalitionsvertrags "mindestens" einen weiteren Parteitag in Aussicht, möglicherweise sogar eine CSU-Mitgliederbefragung.