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Schneidegerät wohl für Verunreinigung verantwortlich

Schneidegerät wohl für Verunreinigung verantwortlich

Ein Wurst-Schneidegerät war wohl die Ursache für die Verunreinigung mit Listerien bei dem Ostallgäuer Wursthersteller Otto Nocker. Das sagte der Krisenmanager des Unternehmens dem BR. Von Rupert Waldmüller

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Nachmittag am .

"Nach unseren Recherchen gab es eine Kontamination durch einen Streifschneider, der Wurst in Scheiben schneidet. Und dieser Streifschneider wird nicht jeden Tag gebraucht." Martin Bocklage, Krisenmanager des Unternehmens

Offenbar war das Gerät nicht ausreichend gereinigt worden und die längeren Standzeiten haben nach Ansicht des zuständigen Veterinäramts im Landratsamt Ostallgäu das Wachstum der Listerien begünstigt. Der Streifschneider ist nach Angaben der Behörde derzeit nicht mehr in Betrieb. Durch Sonderreinigungsmaßnahmen sei außerdem sichergestellt, dass es zu keinen weiteren Kontaminationen kommen könne, so der Nocker-Krisenmanager Bocklage.

Bei Routinekontrollen entdeckt

Entdeckt wurde die Listerien-Verunreinigung bei Routinekontrollen in dem Germaringer Fleischbetrieb und laut Landratsamt auch sofort gemeldet. Das Veterinäramt habe sofort mit den Ermittlungen im Betrieb begonnen, die betroffene Ware im Betrieb sichergestellt und Nocker habe von sich aus die Rückrufaktion umgehend eingeleitet. Betroffen von dem Listerienbefall sind acht Chargen des Produkts "Lyoner in Streifen geschnitten" in 1-Kilo und 300-Gramm-Packungen mit Haltbarkeitsdaten zwischen dem 8. und dem 24. September. Kunden können diese laut dem Unternehmen auch ohne Kassenzettel bei den Märkten zurückgeben. Insgesamt 964 Einzelpackungen musste Nocker zurückrufen, die an 39 Märkte in Bayern ausgeliefert wurden – vor allem an V-Märkte in Schwaben und Teilen Oberbayerns. Die Supermarktkette mit Sitz im Ostallgäuer Mauerstetten versichert, die betroffenen Chargen seien nach Bekanntwerden der Verunreinigung bereits am vergangenen Freitag sofort aus dem Verkauf genommen und die Kunden über Aushänge informiert worden. Bis auf Weiteres werde V-Markt diesen Artikel auch nicht mehr im Sortiment anbieten.

"Vorsorglich haben wir alle Mengen aus dem Verkauf genommen." Unternehmen Nocker

Keine grundsätzlichen Hygienemängel im Betrieb

Zu den allgemeinen hygienischen Zuständen bei dem Wursthersteller Nocker heißt es vom zuständigen Veterinäramt: "Hinweise auf grundsätzliche Hygienemängel im Unternehmen konnten weder bei den aktuellen, noch bei früheren Kontrollen der Lebensmittelüberwachung festgestellt werden."

Bevor der Streifschneider wieder in Betrieb gehen kann, müsse die Firma dem Veterinäramt aber ein überarbeitetes Konzept zur Reinigung der Maschine vorlegen. Eine akute Gefahr für die Verbraucher sieht die Behörde aktuell nicht. Eine Infektion mit Listerien verläuft bei den meisten Menschen relativ harmlos. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, Senioren, Babys und Schwangeren kann eine Listerieninfektion aber ernste Folgen nachsichziehen. Laut dem Bundesinstitut für Risikoforschung sind Hirnhaut- und Gehirnentzündungen möglich. Bei Menschen mit geschwächter Immunabwehr kann die Infektion tödlich enden. Bei Infektionen von Schwangeren sind Fehl- oder Frühgeburten möglich.

"Durch den von der Firma durchgeführten Rückruf und die Rückholung noch vorhandener Waren wurde die Gefahr für den Verbraucher weitestgehend ausgeschlossen." Zuständiges Veterinäramt

Kritik von SPD und foodwatch

Die Verbraucherschutzorganisation foodwatch wirft dem Wursthersteller Nocker und auch den Behörden vor, die Verbraucher nur lückenhaft und zu spät informiert zu haben. Erst sei nur "von mikrobiologischen Verunreinigungen" die Rede gewesen. Dass es sich dabei um Listerien handelt, hätten die bayerischen Behörden sofort an die Öffentlichkeit weitergeben müssen. Stattdessen aber seien die Risiken verharmlost und verschwiegen worden. Die bayerische SPD zeigt sich ebenfalls schockiert: "Erst Tage nach der ersten Lebensmittelwarnung wird bekannt, dass es dabei um Listerien geht. Listeriose ist aber die Lebensmittelinfektion mit der höchsten Todesrate. Das ist unfassbar", teilte SPD-Verbraucherschützer Florian von Brunn in einer Stellungnahme mit. Er spricht weiter von einer großen "Nachlässigkeit und Intransparenz". Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hätte den Verbrauchern zu lange vorenthalten, dass es sich um Listerien handelt.

"Die bayerischen Behörden verschließen ihre Augen vor dem Unwillen oder der Unfähigkeit des Herstellers – das ist fahrlässig." Oliver Huizing, foodwatch

Zu der Kritik der Landtags-SPD und der Verbraucherorganisation foodwatch, das Unternehmen Nocker und die Behörden hätten unzureichend über den Listerienfall informiert, Risiken verschwiegen und verharmlost, sagt Unternehmenssprecher Bocklage: "Wir haben uns sofort an die zuständigen Behörden gewandt und haben strikt nach den europäischen Richtlinien genau darüber informiert, worüber wir als Hersteller verpflichtet sind."