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Päckchen packen für Obdachlose in München

In der Pfarrei St. Bonifaz werden derzeit Weihnachtspäckchen für die ärmsten Menschen in München gepackt. Menschen, die teilweise auf der Straße schlafen. Die Aktion "Pakete für Obdachlose" gibt es seit sechs Jahren. Von Elisabeth Tyroller

Ein Geschenk verpacken für einen Menschen, den man nicht kennt? Das erscheint zuerst einmal schwierig. Doch wenn es eine genaue Packliste gibt, dann wird es schon einfacher. Und trotzdem: man muss sich auf den Weg machen, Dinge aussuchen, entscheiden, kaufen und hübsch verpacken. In der Pfarrei St. Bonifaz tun das jedes Jahr mehrere hundert Menschen. Sie packen ein Weihnachtspäckchen für Obdachlose.

Ein Herz für Obdachlose - St. Bonifaz in der Maxvorstadt

Freitagmorgen nach dem Adventsgottesdienst an der Pforte St. Bonifaz im Münchner Stadtteil Maxvorstadt. Frater Emmanuel, der dort die Obdachlosenhilfe leitet, nimmt Weihnachtspäckchen entgegen. Vor sechs Jahren hat er die Aktion "Pakete für Obdachlose" ins Leben gerufen. Die Idee: jeder der 250 – überwiegend – Männer, die in St. Bonifaz Hilfe bekommen, sollen zu Weihnachten beschenkt werden. Eines der Päckchen hat Matthias gepackt:

"Heuer mache ich das vierte Packerl. Das ist eine Sache, die kommt so direkt an, zu 100 Prozent. Und wenn ich durch München geh und rumfröstle, wie geht es dann jemandem, der den ganzen Tag draußen ist, vielleicht auch die ganze Nacht. Darum macht mir das Spaß, das Packerl zu machen und dann auch zu überlegen: welcher Duschmittel-Duft wird dem am besten taugen, oder was könnte er noch brauchen?" Matthias

Hinter der Pforte stapeln sich schon die Pakte, alle haben eine ähnliche Größe. Denn es gibt eine genaue Packliste von Frater Emmanuel, was drin sein soll. Er weiß, was die Obdachlosen am nötigsten brauchen – und er weiß auch, wie wichtig es ist, dass in jedem Päckchen dasselbe drin ist.

"Falsch machen kann man etwas, indem man nicht das reintut, was auf der Liste steht. Weil es wirklich so ist, dass es gleich sein soll, weil sie vergleichen und sensibel sind. Alkohol soll keiner rein, obwohl sehr viele Alkoholkranke dabei sind. Manche, die ein Päckchen machen, haben sich aufgeregt, dass sie Zigaretten rein tun sollen, müssen, dürfen. Ich sag immer: Das ist die einzige Möglichkeit für manche, einen Luxusartikel zu haben. Eine Schachtel kostet eh schon 6,50 Euro oder 8 Euro, Zigaretten sind für die Leute, die rauchen. Man muss es nicht reintun, aber es wäre schön." Frater Emmanuel

"Stille Nacht" in zehn verschiedenen Sprachen

Außerdem sollen noch Hygieneartikel wie Zahnbürste und Zahncreme, Duschgel, Shampoo, Süßigkeiten, Schal, Mütze und Handschuhe rein. Und weil schließlich Weihnachten ist, auch eine Kerze und ein Feuerzeug.

"So können die, die vielleicht auf der Straße schlafen, aber auch eine Harz 4-Empfängerin, die sich so etwas nicht leisten kann, daheim auch mal eine Kerze anzünden." Frater Emmanuel

Verteilt werden die Geschenke am ersten Weihnachtsfeiertag. Dann werden im Haneberghaus von St. Bonifaz die Kerzen am Christbaum angezündet und "Stille Nacht" gesungen - in mindestens zehn verschiedenen Sprachen.

"Es ist Wahnsinn, was das bei Erwachsenen noch auslösen kann. Da steigt die psychische Anspannung, bei vielen steigt der Alkoholpegel, da gibt es Aggressivität, es wird viel geweint. Viele haben Familien, wo sie nicht zurückkönnen, Familien, die sie nicht mehr wollen." Frater Emmanuel

Wer Lust hat, ein Päckchen zu packen, der kann das noch tun. Bis zum 24. Dezember kann es an der Pforte von St. Bonifaz abgegeben werden. Auf der Homepage der Pfarrei St. Bonifaz, finden Sie die genaue Packliste.