Es ist noch keine Woche her, da ist Claus-Peter Reisch von der SPD-Landtagsfraktion mit dem Europa-Preis ausgezeichnet worden - für seinen Einsatz bei der Rettung schiffbrüchiger Flüchtlinge im Mittelmeer. Reisch ist Kapitän des Rettungsschiffs "Lifeline". Der Landsberger Unternehmer muss sich zurzeit in Malta vor Gericht verantworten, weil sein Schiff angeblich nicht ordnungsgemäß in Holland registriert ist.
UVB: Flüchtlingsrettung im Mittelmeer ein Belang der Stadt?
Seine Heimatstadt Landsberg diskutiert nun darüber, ob Reisch die Ehrenring-Würde zuteil werden sollte. Christoph Jell von der Fraktion UVB (unabhängige Wählervereinigung) im Stadtrat äußerte im BR-Gespräch Anerkennung für Reischs Einsatz im Mittelmeer, gab aber zu bedenken, dass der Ehrenring, soweit er sich zurück erinnern könne, nur Bürgern zuteil wurde, die sich für die Belange der Stadt einsetzten. Das sei bei Reisch aber nicht der Fall und deshalb durchaus diskussionswürdig.
OB Neuner (CSU) bestreitet Einflussnahme auf Reisch
Ob sich die internationale Flüchtlingspolitik in der Arbeit des Landsberger Stadtrats niederschlagen sollte, bezweifelt auch Oberbürgermeister Mathias Neuner, der sich auf BR-Anfrage aus dem Urlaub meldete. Den in Zeitungsberichten geäußerten Vorwurf, er habe Reisch in einem Gespräch dazu bewegen wollen, schon vorab Abstand vom Empfang des Ehrenrings zu nehmen, wies er als "extrem verkürzt" zurück. Er habe Reisch zufällig auf dem Heimweg getroffen und lediglich mit ihm über den Vorschlag gesprochen.
ÖDP sieht keinen Grund für Spaltung des Stadtrats
Der Vorschlag geht auf ÖDP-Stadtrat Stefan Meiser zurück. Er hat damit ganz bewusst kontroverse Diskussionen in Landsberg anstoßen wollen, wie er sagt. Denn warum sollte eine Stadt wie Landsberg nicht Stellung beziehen und durch die Auszeichnung deutlich machen, dass sie den Einsatz von Kapitän Reisch im Mittelmeer zu würdigen wisse, fragt Meiser. Eine drohende Spaltung des Stadtrates durch die Angelegenheit könne er nicht erkennen, auch wenn es sehr wohl unterschiedliche Meinungen gebe.