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Jäger mit Jagdhund

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Jagd-Befriedung: Wenn der Jäger nicht mehr schießen darf

Wer die Jagd aus ethischen Gründen ablehnt, kann sie auf seinem Grund verbieten lassen. Das entschied der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte 2012. "Befriedung" heißt das. Doch Frieden hat die Befriedung bislang nicht gebracht.

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Grundsätzlich gilt: Wer in Deutschland Land besitzt, muss dulden, dass auf diesem Land Jäger unterwegs sind - wenn es sich nicht gerade um einen umzäunten Garten handelt. So sieht es das Bundesjagdgesetz vor. Ebenso dulden müssen Besitzer, dass auf ihren Grundstücken zur Jagdzeit Wild geschossen wird. Doch seit 2012 gibt es eine wesentliche Änderung. Damals entschied der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR), dass jeder, der die Jagd aus ethischen Gründen ablehnt, sie auf seinem Grund und Boden verbieten lassen kann.

Schriftlicher Antrag und hohe Kosten

Wer sein Grundstück "befriedet" haben will, muss dies schriftlich oder zur Niederschrift bei der Unteren Jagdbehörde beantragen. Aus dem Antrag müssen zudem die Gewissensgründe hervorgehen. Grundsätzlich kann ein solcher Antrag auf Befriedung auch abgelehnt werden. Zudem ist das Verfahren nicht billig. Je nach Bundesland und Jagdbehörde schwanken die Kosten zwischen 115 und 1.400 Euro. Das ergab eine nicht repräsentative Stichprobe des Bayerischen Rundfunks in mehreren Bundesländern.

Immer noch Einzelfälle

Nach fünf Jahren ist aber auch klar: Die Befriedungen sind noch immer Einzelfälle: Bis Ende letzten Jahres wurden in ganz Bayern Anträge für insgesamt 480 Hektar gestellt. Das sind gerade mal 0,00007 Prozent der gesamten "Jagd-Fläche" im Freistaat. Insgesamt gab es 102 Anträge. 60 davon wurden bewilligt.

Folglich sorgen sich die Jäger hier noch nicht um ihre Jagd und geben sich – zumindest öffentlich – recht entspannt. Entscheidend, so sagen viele, sei, dass bislang nicht großflächig befriedet worden sei, sondern nur auf sehr wenigen Flächen überhaupt.

Pro und contra Jagd

Am grundsätzlichen Streit um die Jagd hat die Möglichkeit der Befriedung nichts geändert. Die Jäger selbst verstehen sich als Naturschützer, die das Wild hegen und pflegen und natürlich auch schießen. Dies sei nötig, weil natürliche Fressfeinde wie Wolf, Luchs oder Bär fehlten. Einige Kritiker der Jäger beklagen dagegen, dass vielerorts nicht genug gejagt werde und dass vielmehr Jäger das Wild geradezu päppelten, um möglichst kapitale Exemplare erlegen und sich mit Trophäen, also Geweihen, schmücken zu können. Wieder andere dagegen lehnen die Jagd grundsätzlich ab, weil sie in ihr Tierquälerei sehen.