Sachbeschädigung, Beleidigung, Störung der Religionsausübung und Brandstiftung. Die Liste der Straftaten in Bayern, bei denen Moscheen oder muslimische Gebetsräume Angriffsziele waren, wird Jahr für Jahr länger. Dabei sei die muslimfeindliche Stimmung längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen, sagt der Vorsitzende der DITIB in Südbayern, Aykan Inan:
"In den letzten Jahren haben Mails und Briefe zugenommen, in denen mit Name und Adresse, sogar mit kurzem Lebenslauf erwähnt wird, wer es ist. Zum Beispiel pensionierter Lehrer oder Beamter oder sogar Lehrer im Amt. Verhältnismäßig viele Beamte schreiben uns Briefe, in denen sie ihren Hass gegenüber dem Islam zum Ausdruck bringen." Aykan Inan, Vorsitzender der DITIB in Südbayern
SPD-Fraktion im Landtag besorgt
Mitten in der Gesellschaft angekommen sieht auch die SPD im Bayerischen Landtag die islamfeindliche Stimmung in Bayern. Besorgniserregend ist dies für den SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher, der im letzten Jahr im Landtag eine Anfrage zu islamfeindlich motivierten Straftaten gestellt hatte.
"Ich sage, die Religionsausübung muss zu jeder Zeit an jedem Ort in Bayern ungestört und auch ohne Gefahr möglich sein, selbstverständlich für alle Religionsgemeinschaften. Und bei der Anfrage hat sich auch gezeigt, dass die Zahl der islamfeindlichen Aufmärsche seit 2011 dramatisch zugenommen hat, um 2.600 %." Markus Rinderspacher, SPD-Fraktionschef
Anstieg von islamfeindlichen Aufmärschen und Straftaten gegen Moscheen
2011 waren es noch acht islamfeindliche Aufmärsche, 2012 bereits 51, 2013 dann eine Verdreifachung auf 149 und 2014 dann 193. In der SPD-Anfrage listet das Bayerische Innenministerium zudem alle Straftaten auf, bei denen eine Moschee oder ein Gebetsraum in Bayern in den letzten Jahren war. Dabei kam es 2011 noch zu drei Straftaten. 2012 waren es bereits sieben Straftaten und 2014 kam es zu acht Straftaten gegen Moscheen in Bayern.
Hass und antireligiöse Stimmung
Angesichts der Zahlen fordert SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher eine gemäßigte Sprache und mehr Respekt vor der Religionsfreiheit in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Islam. Er erhält dabei Zustimmung vom Islamexperten der Erzdiözese München und Freising, Andreas Renz.
"Ich glaube ebenfalls, dass das eine Konsequenz des Hasses ist, der von vielen Seiten in der Gesellschaft gepredigt wird, vor allem in den sozialen Medien, und dass aus diesem Hass Gewalttaten folgen. Das ist meine große Sorge - auch was das friedliche Zusammenleben in Deutschland anbelangt." Andreas Renz, Islamexperte der Erzdiözese München und Freising
Letztendlich treffe dieser Hass aber zunehmend alle Religionsgemeinschaften in Bayern, so Andreas Renz. Neben Synagogen und Moscheen könnte die antireligiöse Stimmung zukünftig nicht zuletzt auch Kirchen treffen.