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Heroin

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Mehr Drogentote - zu wenig Substitutionsärzte

Immer mehr Menschen sterben an Drogen. Die Behandlung mit Ersatzstoffen soll deshalb verbessert werden. Substitutionsarzt Johannes Ditz aus Dillingen ist aber bislang einer der wenigen, der bereit ist, Drogensüchtigen zu helfen. Von Judith Zacher

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Wer drogensüchtig ist soll einen Entzug machen, wenn er davon wegkommen will - so die landläufige Meinung. Sicher ist das ein Weg. Nur gerade bei Heroin, der Droge die am schnellsten und am stärksten abhängig macht und bei vielen zum Tod führt, ist der Entzug äußerst schmerzhaft und schwierig.

Gegen die Sucht ist ein "Kraut gewachsen"

Allerdings ist Heroin ein Opiat - und gegen die Sucht danach gibt es Medikamente. "Substitution" nennt man das, wenn Drogenabhängige jeden Tag etwa Methadon nehmen und damit ein ganz normales Leben führen können. Das Problem: Es gibt bislang nur wenig Ärzte, die den Abhängigen diese Medikamente verschreiben. Irgendwie hat das immer noch einen anrüchigen Touch, sagt der Dillinger Substitutionsarzt Johannes Ditz:

"Deutschland hat sehr früh mit der Substitution angefangen, aber diese Kriterien waren immer: Ärzte sind im Prinzip Dealer in weiß." Substitutionsarzt Johannes Ditz

Das, so hofft Ditz, wird sich mit der Änderung der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung verbessern. Geplant ist, die Regelungen dem Stand der Wissenschaft anzupassen und die kontrollierte Einnahme des Medikaments zu vereinfachen. Die Abstinenz, also die Drogenfreiheit, soll zwar weiterhin Ziel bleiben, aber die Substitution als Behandlungsmethode gleichwertig anerkannt sein.

Nach 20 Jahren Erfahrung ist der Dillinger Arzt Johannes Ditz der Meinung:

"Der Goldstandard der Therapie ist halt die Dauer-Substitution. Wenn jemand aus der Substitution rausfliegt, ist er so gut wie tot. Weil man nicht auf Dauer sauber bleiben kann auf dieser Welt. Die können das ein halbes Jahr lang durchhalten und dann läuft einer vorbei, den sie schon kennen, dann setzt der Verstand aus - die setzen sich tödliche Dosen." Substitutionsarzt Johannes Ditz

Seine Tätigkeit als Hausarzt hat der heute 67-Jährige vor über einem Jahr beendet. Für die ehemaligen Drogenabhängigen ist er aber weiter da:

"Weil's niemand macht und weil es so eine erfolgreiche Therapie ist - und weil die alle eine Lebenserwartung von einem halben oder dreiviertel Jahr haben, wenn sie nicht mehr substituiert werden." Substitutionsarzt Johannes Ditz

Johannes Ditz hofft, dass er einen Nachfolger findet. Nur so kann er seinen Patienten helfen, ein normales, geregeltes Leben zu führen.