Bildrechte: picture-alliance/dpa

Amma, hinduistischer Guru

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Free Hugs vom Hindu-Guru: Schlangestehen für eine Umarmung

Amma füllte in München die "Zenith"-Kulturhalle. Dabei bietet sie nur Umarmungen und sammelt Spenden für ihr Hilfswert "Embracing the World". Was fasziniert Menschen in Bayern an ihr?

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Auf ihrer Tour durch Europa umarmte Amma auch in der Münchner Zenith-Kulturhalle hunderte Menschen im Minutentakt. Viele davon sind eigens dafür nach München gereist.

Männer und Frauen, Senioren wie Studenten, Mütter mit Kindern – alle drängen sich in die Kulturhalle und hoffen auf eine Umarmung. Denn wegen des großen Andrangs kann nicht jeder drankommen.

Zuwendung durch Umarmungen

Der Name „Amma“ bedeutet auf so viel wie „Mama“. Ihre Lebensgeschichte ist fast märchenhaft: Sie stammt aus einer armen Fischerfamilie im indischen Bundesstaat Kerala. Heute wird die 64-Jährige in Indien und der ganzen Welt als Guru und Wohltäterin verehrt. Zur spirituellen Leitfigur wurde Amma, weil sie Menschen seit über 40 Jahren mütterlich umarmt; Arme wie Reiche, Bettler wie Premierminister. Mit ihren Umarmungen will Amma vor allem zeigen: Auf Zuwendung kommt es an. Und das hat natürlich auch mit Geld und Spenden zu tun. Diese fließen in ihre vielen Wohltätigkeitsprojekten

Bedürfnis nach Nähe, Wärme und Liebe

Für gläubige Hindus ist eine solche Begegnung mit dem Guru auch eine Begegnung mit dem Göttlichen. Dass Amma auch bei Nicht-Hindus ankommt, liege vor allem daran, dass sie die emotionalen Bedürfnisse vieler Menschen anspreche, meint Friedmann Eißler, Experte für östliche Spiritualität:

"Im Grunde spricht Amma damit Bedürfnisse des modernen Menschen ja auch an, in unserer schnelllebigen und leistungsorientierten Zeit gibt es doch auch die Sehnsucht nach dem ganz Normalen." Friedmann Eißler, Experte für östliche Spiritualität der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Berlin 

Selbstlose Umarmung?

Amma muss sich seit drei Jahren mit Vorwürfen auseinandersetzen, die eine ehemalige Mitarbeiterin von ihr in einem Buch publizierte: Diese behauptete darin, die indische Lehrerin bereichere sich und ihre Familie und würde Spenden-Gelder auf Schweizer Konten abzweigen. Auch von Gewalt und sexuellem Missbrauch durch Mitarbeiter in den Amma-Ashrams ist die Rede. Diese Vorwürfe sind allerdings bisher nicht bestätigt worden.. Die Organisation weist alles zurück – und Amma umarmt weiter. Bis Anfang Dezember tourt sie noch durch Frankreich, die Niederlande, Finnland und Spanien.