Bildrechte: picture-alliance/dpa, BR Montage: BR

60 Jahre Landsmannschaft

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Festakt zu Ehren der Deutschen aus Russland

Die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in Bayern feiert 60-jähriges Bestehen. Die CSU-Landtagsfraktion hat dazu eingeladen. Die Nähe zwischen dem Verband und den Christsozialen kommt nicht von ungefähr. Von Eleonore Birkenstock.

Von

Die Russlanddeutschen bilden mit 2,4 Millionen Menschen die größte Einwanderergruppe, die die deutsche Gesellschaft seit der Zuwanderung der „Gastarbeiter“ aufgenommen hat. Ihre Interessensvertretung ist die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V. (LmDR).

Sie versteht sich unter anderem als Hilfsorganisation und Kulturverein der Russlanddeutschen, zu deren Aufgaben die Integration, die Familienzusammenführung sowie die Öffentlichkeitsarbeit für die Geschichte der Russlanddeutschen gehören. Gegründet wurde die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland im Jahr 1950. Der bayerische Verband feiert sein 60-jähriges Bestehen mit einem Festakt auf der Kaiserburg in Nürnberg.

Von der Heimat in die neue Heimat

Die Russlanddeutschen kamen aus den Staaten der früheren Sowjetunion nach Deutschland. Für sie war das eine Rückkehr in die Heimat ihrer Vorfahren: Im 18. Und 19. Jahrhundert haben die russischen Monarchen um Siedler aus Deutschland geworben. Sie sollten nicht besiedeltes Land bewohnbar machen und bekamen dafür Privilegien wie Steuerfreiheit sowie die Zusage zur regionalen Selbstverwaltung. Die Einwanderer konservierten die Traditionen und Bräuche, die sie aus Deutschland kannten: die Sprache, den Dialekt und die religiöse Rituale.

Aussiedler und Heimkehrer

Anfang der 1990er Jahre brach die Sowjetunion auseinander. Tausende Deutschstämmige kamen über Aufnahmelager wie Friedland in die Bundesrepublik. Die Politik unter Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) erlaubte die Einreise.

Die Aussiedler und Spätaussiedler bekamen gleich die deutsche Staatsangehörigkeit, aus der historischen Verpflichtung heraus. Und zumindest die Älteren unter den „Heimkehrern“ waren konservativ, familienverbunden und sehr religiös, standen also den Unionsparteien nahe.

Konservative Wähler

Die Russlanddeutschen galten lange Zeit als vornehmlich konservative Wähler, die bei Wahlen hauptsächlich bei der CDU/CSU ihr Kreuz machen, mit sinkender Tendenz. 2014 gaben noch 45 Prozent der Gruppe an, die Unionsparteien zu unterstützen. Zwei Jahre später waren es nicht mehr ganz 35 Prozent.

Die traditionelle Zustimmung der Russlanddeutschen zu den konservativen Parteien nimmt ab. Besonders bei jungen Russlanddeutschen sind die Parteipräferenzen breiter gestreut als bei deren Eltern. Viele fühlen sich keiner Partei mehr zugehörig.

Umworbene Wähler

Forschern zufolge gibt es 1,9 Millionen wahlberechtigte Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion, darunter schätzungsweise 1,5 Millionen Russlanddeutsche. Die AfD umwirbt die russischsprachigen Wähler massiv, etwa indem sie russlanddeutsche Mitglieder besonders hervorhebt oder den „Russland-Kongress“ veranstaltet. Dagegen regt sich aber auch Widerstand: Junge, russischsprachige Wähler starteten vor der Bundestagswahl Aufrufe gegen die AfD, unter anderem über Facebook.

Aber auch die CSU hat die Russlanddeutschen als wichtige Wählergruppe wiederentdeckt, die es zu umwerben gilt. Im vergangenen Jahr schaltete sie russischsprachige Wahlwerbung für diejenigen, die sich auf Facebook für RT, einem russischen Propagandasender, interessierten.