Ehe für alle, Brautpaare, Torte

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Ein halbes Jahr "Ehe für alle": Noch kein Ansturm auf Ämter

Seit einem halben Jahr dürfen Schwule und Lesben in Deutschland offiziell heiraten. Die Bilanz bisher: Der Ansturm von heiratswilligen Schwulen und Lesben auf die bayerischen Standesämter blieb aus. Von Matthias Rüd

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Bayerischer Spitzenreiter bei der "Ehe für alle" ist erwartungsgemäß die Landeshauptstadt München. Hier wurden von Oktober bis Ende März 488 gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen. Mit eingerechnet sind hier aber auch 385 Umwandlungen der bisherigen Eingetragenen Lebenspartnerschaft in die Ehe. In Nürnberg gab es bisher 124 Eheschließungen von schwulen und lesbischen Paaren. In Augsburg waren es 53, in Würzburg 49 und in Passau 13.

Größeren Ansturm erwartet

Viel Aussagekraft habe die reine Statistik aber nicht, erklärt der Leiter des Heiratsbüros im Münchener Standesamt, Peter Trunk, dem Bayerischen Rundfunk. Bei Schwulen und Lesben handele es sich ja um eine Minderheit, die zahlenmäßig kaum erfasst werden kann. Das Münchner Standesamt hatte sich aber auf einen größeren Ansturm zum Start der "Ehe für alle" eingestellt. Extra hierfür hatte der Stadtrat vorübergehend zwei neue Stellen für Standesbeamte beschlossen. Ob diese nach dem Auslauf der Befristung Ende des Jahres verlängert werden, ist noch offen.

Mehr Ehen als Partnerschaften

In München sei der Ansturm zwar ausgeblieben, trotzdem liege die Zahl der neuen gleichgeschlechtlichen Eheschließungen deutlich über der der bisherigen Eingetragenen Lebenspartnerschaften, so Trunk weiter. Es wird also mehr geheiratet als verpartnert. Die Zahl der homosexuellen Eheschließungen könne durchaus auch noch ansteigen.

Ohnehin konnten Schwule und Lesben eine solche Eheschließung erst seit Anfang Oktober eingehen - ohne großen Vorlauf. Damit sei eine aussagekräftige Bilanz für das erste halbe Jahr schwierig, heißt es aus mehreren bayerischen Standesämtern. Hochzeiten wollen ja auch vorbereitet sein.

Die bisherige Eingetragene Lebenspartnerschaft kann seit Einführung der "Ehe für alle" nicht mehr geschlossen werden. Eine Verpflichtung zur Umwandlung von bestehenden Partnerschaften gibt es nicht. Homosexuelle können also ihren bisherigen Status beibehalten - was viele anscheinend auch tun.

Keine hitzigen Diskussionen mehr

Als Streitpunkt hat das Ja-Wort zwischen Homosexuellen anscheinend auch ausgedient. So verzichtete Bayern zuletzt auf eine Klage gegen die "Ehe für alle". Der Freistaat hatte zuvor noch Verfassungsbedenken, sieht mittlerweile für eine Klage aber zu geringe Erfolgschancen.