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SPD-Bundestagsabgeordnete

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Die schnelle Karriere des SPD-Abgeordneten Carsten Träger

Der Fürther SPD-Bundestagsabgeordnete Carsten Träger hat einen Karrieresprung gemacht. Er ist jetzt umweltpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Bemerkenswert – denn fast säße Träger heute gar nicht im Parlament.

Carsten Trägers Büro ist größer als die meisten anderen Abgeordnetenbüros im Bundestag. Es ist Anfang März, Träger ist gerade erst eingezogen, es stehen noch Kisten herum, die Wände sind kahl - noch. Dass Träger in diesem Büro sitzt, ist das vorläufige Ende einer Erfolgsgeschichte voller Tragik, Höhen und Tiefen. Sie begann im September. Bei der Bundestagswahl kassierte die SPD mit 20,5 Prozent das schlechteste Ergebnis der Nachkriegsgeschichte. In Bayern holte sie sogar nur 15,3 Prozent.

Carsten Träger fliegt aus dem Bundestag

Die Konsequenz für die SPD: Nur 18 Abgeordnete aus Bayern konnten in den Bundestag einziehen. Carsten Träger hatte Platz 19. Bis 4.00 Uhr morgens in der Wahlnacht machte sich der Fürther Hoffnungen, dass es noch klappt - doch dann wurde Träger informiert: Das letzte offene SPD-Mandat geht nach Baden-Württemberg. Carsten Träger ist also seinen Sitz im Bundestag los. Als erstes, sagt er, bringt er seine Mitarbeiterinnen aus dem Berliner Büro bei anderen Abgeordneten unter. Auch in seinem Fürther Büro fragen sich die Mitarbeiter, wie es weiter geht. Als Träger und seine Leute dort zusammensitzen, steht schon der Vermieter mit einem potenziellen Nachmieter in der Tür. Für sich selbst plant Carsten Träger, bis Weihnachten einen neuen Job gefunden zu haben - vielleicht wie früher bei der Sparkasse Fürth, vielleicht woanders. Dass er als 19. auf der Landesliste der erste Nachrücker der Bayern-SPD ist, hat er im Hinterkopf - aber dass ein bayerischer Sozialdemokrat ausscheidet und ersetzt werden muss, ist seit 2004 nicht vorgekommen.

Plötzlich die Rückkehr ins Parlament

Am 1. Dezember hat Carsten Träger sein Bundestagsbüro ausgeräumt und die Schlüssel abgegeben. Zwei Tage später, am 3. Dezember, stirbt der SPD-Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer aus dem Wahlkreis Erding-Ebersberg. Carsten Träger weiß noch ganz genau, wo er war und was er tat, als er von Schurers Tod erfuhr. Es war am Tag danach. Träger hatte einen Ausflug zur Cadolzburg mit seinen Töchtern geplant, es hatte geschneit, der Vater und seine Töchter zogen winterfeste Kleidung an. Da bekam er eine SMS. Träger wurde über Schurers Tod informiert - und wusste sofort, was das für ihn bedeutet: Er konnte sämtliche Gespräche über einen neuen Job absagen, denn schon bald würde er wieder Bundestagsabgeordneter sein.

"Ich hab tatsächlich mich kaum freuen können." Carsten Träger

Er habe mit Schurers Familie getrauert, das habe die Freude überlagert. Ein Wechselbad der Gefühle für Träger, sagt er im Nachhinein.

"Kleiner Wahlkampf" zum umweltpolitischen Sprecher

Und der Beginn der Rückabwicklung. Als erstes holt Träger seine Berliner Mitarbeiterinnen zurück, die er bei anderen SPD-Abgeordneten untergebracht hatte. Träger sagt: Das hatten sie sich gegenseitig für diesen Fall in die Hand versprochen. Noch vor Weihnachten trifft der Fürther SPD-Mann im Bundestag seine alten und neuen Kollegen wieder. Dort ist er Abgeordneter mit vier Jahren Erfahrung - aber erstmal auch Nachrücker. Trotzdem: Hinten anstellen mag sich Träger nicht. In der zurückliegenden Wahlperiode war er einfacher Abgeordneter im Umweltausschuss, jetzt kandidiert er als umweltpolitischer Sprecher seiner Fraktion - und wird nach einem kleinen "Wahlkampf", wie Träger sagt, mit 5:3 Stimmen gewählt.

Mehr Verantwortung, mehr Arbeit

Ein attraktiver Posten, findet Träger, und selten noch dazu. Die Bayern-SPD besetzt in der Fraktion nur zwei Sprecherposten; außer dem für Umwelt mit Träger noch den für Gesundheit mit Sabine Dittmar aus Unterfranken. Für Carsten Träger bedeutet die neue Aufgabe ein bisschen mehr Geld, deutlich mehr Arbeit, noch weniger Freizeit als bisher, dafür mehr Koordinierungsarbeit und mehr Verantwortung - aber sicher auch mehr Redezeit im Bundestag. Dazu kommt das größere, noch kahle Büro im Erdgeschoss mit den leeren Wänden und dem Fenster im Innenhof. Carsten Träger hat schon dafür gesorgt, dass er den Ficus zurückbekommt, den er in seinem alten Büro hatte, und der inzwischen in der Küche einer Kollegin steht. Großziehen will er die Pflanze mithilfe einer Tageslichtlampe, die ihm sein Vorgänger hinterlassen hat.

Büro in Berlin statt Heimspiele in Fürth

Und für die Wände? Träger findet, weil Grün ja quasi die "Umweltfarbe" sei und auch die Farbe seiner Heimatstadt Fürth und des Fußball-Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth, "wird sicher was von der Spielvereinigung hier auch auftauchen." Ein kleiner Trost dafür, dass Träger jetzt doch nicht mehr so oft zu Heimspielen der Fürther im Stadion sein kann, wie er es im Herbst noch erwartet hatte - als seine Karriere im Bundestag für wenige Wochen beendet schien.