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Trinkwasser

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Bayernweite Belastung: Gefährliche Chemikalien im Trinkwasser?

Unsichtbar und geschmacklos: Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) in Grund- und Trinkwasser. In ganz Bayern haben Wissenschaftler mittlerweile Kontaminationen mit den Chemikalien gefunden. Sie stehen in Verdacht, krebserregend zu sein.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

In 34 Gebieten in Bayern wurden per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) in Grund- und Trinkwasser festgestellt, teilweise in problematischer Konzentration. Die Menschen vor Ort machen sich Sorgen: Wie gefährlich ist der Stoff und wer kommt für die Reinigung auf?

Landkreis Altötting von Chemikalien im Trinkwasser besonders betroffen

Viele Menschen im Landkreis Altötting haben jahrelang Leitungswasser getrunken. Was sie nicht wussten: Das Trinkwasser ist mit per- und polyfluorierte Chemikalien belastet. Sie stehen in Verdacht, unter anderem Krebs erregen zu können. Die Chemikalien wurden bis 2008 in einem Chemiepark in Burgkirchen an der Alz legal verwendet und gelangten von dort in die Umwelt.

Bluttests zeigen hohe Chemikalien-Belastung

Bluttests aus dem vergangenen Jahr haben gezeigt, dass die Menschen eine bis zu zwanzigfach erhöhte Konzentration von Perfluoroctansäure, kurz PFOA, im Blut haben.Anfang des Jahres wurde noch mehr Bürgern Blut abgenommen. Die Untersuchungsergebnisse seitens des Gesundheitsministeriums stehen noch aus. Geklärt werden soll demnächst auch, wie belastet die Muttermilch der stillenden Mütter im Landkreis Altötting ist.

Bürgerinitiative "Netzwerk Trinkwasser" gegründet

Die Bürger in den betroffenen Gemeinden sind stark verunsichert darüber, welchen Schaden sie ihrer Gesundheit zugefügt haben, alleine durch Trinken des Leitungswassers. Viele von ihnen haben sich der Bürgerinitiative "Netzwerk Trinkwasser" (BiNT) angeschlossen. Sie beklagen, dass sie zu spät aufgeklärt wurden, und fordern Unterstützung von der Politik, damit sie wieder Zugang zu unbelastetem Trinkwasser haben.

Demo bei Umweltminister-Besuch

Anlässlich eines Besuchs des bayerischen Umweltministers Marcel Huber im Landratsamt Altötting, rief die Bürgerinitiative zur Demonstration auf. 150 Menschen forderten mehr Aufklärung.

Umweltminister zeigt Verständnis

Bei seinem Besuch zeigt Umweltminister Huber Verständnis für die Ängste der Bürger. Ein Fehlverhalten der Behörden könne er allerdings nicht erkennen, erklärte er gegenüber dem BR-Politmagazin Kontrovers. Huber kündigte bei seinem Besuch an, dass der Freistaat eine Filteranlage für den Trinkwasserbrunnen vorfinanzieren werde. Die soll dafür sorgen, dass die Belastung mit PFOA wieder sinkt und so der Leitwert eingehalten wird.

Ähnliche Belastung in weiteren bayerischen Gemeinden

Gebiete rund um den Militärflughafen in Manching sind ebenfalls mit den Chemikalien belastet. Auch hier sind Landwirte und Anwohner in großer Sorge um ihre Gesundheit. Teilweise darf das Wasser aus den Brunnen nicht mehr verwendet werden. Das Wasser aus anderen, unbelasteten Gebieten heranzuschaffen oder neue Brunnen zu bauen ist aufwendig und teuer. Wer dafür aufkommt, ist noch unklar.

Übernahme der Kosten ungeklärt

Im Kontrovers-Interview erteilte Umweltminister Huber einem staatlichen Sanierungsfond eine Absage. Vielmehr solle jeweils der Verursacher der Belastung zur Verantwortung gezogen werden. Im Fall von Manching ist das die Bundeswehr.

Von Thomas Kießling und Hans Hinterberger