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Andreas Groh

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ADFC: München ist keine Radlhauptstadt

"Radlhauptstadt", das wäre München gerne. Dafür ist aber noch einiges zu tun, sagt Andreas Groh vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club im BR-Gespräch.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Morgen.

Volle Straßen, kaum Parkplätze, dicke Luft: Die Situation in vielen bayerischen Innenstädten könnte besser sein. Eine Lösung stellt die verstärkte Umstellung auf den Radverkehr dar. Umweltfreundlich, schnell und bequem könnte Radeln in der Stadt sein - wenn denn die Infrastruktur stimmt. In Bayern zum Beispiel gilt Augsburg als fahrradfreundliche Stadt.

Viele bayerische Städte haben jedoch Nachholbedarf, meint Andreas Groh vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club, ADFC. Vor allem München hat er im Blick. Die Stadt wäre gern ein Mekka für Radlfahrer.

"Kreuzungen sind besonders gefährlich"

"Radlhauptstadt hieße ja, dass es besonders toll ist für Radfahrer, dass man besonders viel Platz hat, dass man priorisiert wird im Straßenverkehr. Und das ist München auf keinen Fall", sagt Groh im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk. Der Mann vom ADFC kritisiert, dass Radwege "einfach aufhören, insbesondere im Kreuzungsbereich". Besonders an Kreuzungen seien Radfahrer aber gefährdet. Immer wieder komme es zu Unfällen mit abbiegenden Autos und Lkws. 

"Stadt ist nicht mutig genug"

"Es fehlen die großen Veränderungen für den Radverkehr, für die Sicherheit des Radverkehrs", sagt Groh. Die Politik blockiert aus seiner Sicht, will den Autos keinen Platz weg nehmen. Mit viel Protest habe man es geschafft, an der Rosenheimerstraße Tempo 30 statt Tempo 50 anzuordnen. Aber: "Die Leute fahren genauso schnell wie vorher auch." Keine mutige Lösung der Stadt, findet Groh.

Er hätte gern gesehen, wenn man einen Fahrstreifen weg genommen hätte, um dort stattdessen einen Streifen für Radler zu installieren. Als Vorbilder nennt er Kopenhagen, Amsterdam oder Utrecht. In diesen Städten habe man ein durchgängiges Radwegenetz. Der Radfahrer habe dort immer einen Sicherheitsabstand zum Autoverkehr – nicht nur eine aufgemalte Linie, wo die Autos besonders eng an einem vorbei fahren. In München vermisst Groh das.

"Natürlich gibt es Radschnellwege und auch Verbesserungen im ÖPNV. Aber man nutzt diese Gelegenheit nicht und sagt, dass man massiv auf das Fahrrad setzt." Andreas Groh

Deutschlandweit fordert der ADFC 800 Millionen Euro pro Jahr für den Radverkehr. Mit diesem Geld würde Groh in München mehr Personal in der Stadt einsetzen, um Radverkehrsprojekte umzusetzen. "In München“ scheitert es derzeit aber weniger am Geld. das Problem ist die Politik", sagt er. Dann formuliert er ein klares Ziel: "Wir wollen ein Fahrrad-Land werden."