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Unterricht im Tiergarten Das Blaue Klassenzimmer

Den Stoff immer nur aus Schulbüchern pauken zu müssen, kann auf Dauer dröge werden. Im Tiergarten Nürnberg haben Schüler die Möglichkeit, ihre Lerninhalte hautnah zu erleben: zum Beispiel im Blauen Klassenzimmer.

Von: Christian Schiele

Stand: 13.04.2012 | Archiv

Das Blaue Klassenzimmer | Bild: Tiergarten Nürnberg

Die Zoopädagogik ist eine verhältnismäßig junge Einrichtung des Tiergartens Nürnberg. Erst seit 1989 kümmert sich ein Mitarbeiter um die Bildung, mittlerweile sind es zwei Planstellen. Eine davon besetzt Hans Lichei, ausgebildeter Gymnasiallehrer für die Fächer Biologie und Chemie. "Unser Hauptziel ist es, den Leuten unsere Tiere nahezubringen. Wir versuchen das immer so zu verpacken, dass es nicht als Lernen empfunden wird", sagt Lichei.

Einen halben Meter von den Tieren entfernt

Besonders gut gelinge das mit dem Blauen Klassenzimmer. Dort können Schüler Delfine und Seelöwen nur durch eine Glasscheibe getrennt erleben. Sie sind dabei gerade einmal einen halben Meter von den Tieren entfernt. Die großen Tümmler können in ihrem Element bleiben und wurden extra für die Unterrichtseinheiten trainiert. Auf Handzeichen zeigen sie ihre Bäuche oder ihre Seite, öffnen ihren Schnabel oder atmen eine Kaskade von Luftblasen aus. Tiertrainer belohnen die Delfine nach jeder Übung an der Wasseroberfläche.

Schüler können die Großen Tümmler hautnah erleben.

Die Kinder können so sofort überprüfen, was sie gerade gelernt haben: Die rund 90 Zähne der Delfine zeigen, dass die Tiere Beutegreifer sind, also Raubtiere. Dass sie überhaupt auf die Handzeichen durch die Glasscheibe hindurch reagieren, zeugt von ihrem guten Sehvermögen. Und wer einmal die Milchdrüsenschlitze am Bauch der weiblichen Tiere gesehen hat, vergisst nicht mehr so schnell, dass Delfine Säugetiere sind.

Entwickelt wurde dieses Programm maßgeblich von Barbara Reinhard, die ebenfalls Zoopädagogin am Tiergarten Nürnberg ist. In der Abschlussarbeit ihres Lehramtsstudiums erarbeitete sie das Unterrichtsprogramm – zusammen mit dem ehemaligen und dem jetzigen Chef des Delfinariums. 

So erreichen Sie die Zooschule

Der Unterricht im Blauen Klassenzimmer wurde für das alte Delfinarium konzipiert. Mittlerweile sind die großen Tümmler in ihre neue Lagune gezogen. Dort können die Schüler vor der großen Unterwasserscheibe im blauen Salon unterrichtet werden. Doch die Delfine müssen in ihrem neuen Umfeld dafür erst wieder trainiert werden. Demnächst sollen Schülergruppen die Tiere wieder hautnah erleben können. Bislang kostete der Unterricht zusätzlich zum Tiergarteneintritt zwei Euro pro Schüler. Wer sich für dieses oder auch für andere Bildungsangebote interessiert, kann sich im Internet informieren. Dort finden Sie neben Arbeitsblättern und Fragebögen auch die Ansprechpartner der Zoopädagogik des Tiergartens Nürnberg.

Übernachten im Tiergarten

Seit einigen Jahren können Kinder im Tiergarten auch übernachten. Dieses Angebot der Nürnberger Zoopädagogik wird beispielsweise auch von Schulklassen genutzt, die statt ins Schullandheim zu fahren nun im Tiergarten campen - wo sie ein spezielles Unterrichtsangebot erwartet. Künftig soll der Naturerlebnisgarten die Kinder noch näher an die Tiere ran bringen. Schüler dürfen dann die Ställe der Alpakas ausmisten, Schafe füttern und sich um die Tiere kümmern.

Elfenbeinschmuck gehört nicht ins Gepäck

Auch für Erwachsene gibt es jede Menge Angebote: Abend- und Morgenführungen, Programme hinter den Kulissen, kommentierte Fütterungen oder auch der Besuch beim Lieblingstier gehören dazu. "Diese Führungen sind sehr begehrt", sagt die Biologin Annette Kilian. Sie ist eine von zahlreichen Zoobegleitern im Tiergarten Nürnberg. Ohne diese Honorarkräfte könnte die Zoopädagogik ihre Arbeit gar nicht mehr stemmen, sagt Hans Lichei. Denn seine Arbeit bestehe neben der Beschilderung des Tiergartens, die möglichst edukativ sein soll, auch aus der Organisation von Führungen, Ausstellungen oder Vorträgen.

Beispielsweise gebe es Veranstaltungen, bei denen erklärt wird, auf welche tierischen Souvenirs aus fernen Ländern lieber verzichtet werden solle. Schützenhilfe holt er sich dafür bei der Zolllehranstalt aus Fürth. "Elfenbeinschmuck oder gefleckte Katzenfelle gehören auf keinen Fall ins Gepäck", so Lichei. Das Washingtoner Artenschutzabkommen sei sehr rigoros und "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht".


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