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Energieautarke Fabrik Fränkische Forscher tüfteln für Energiewende

Keine Energiewende ohne Energieforschung: Auch in Franken tüfteln viele Wissenschaftler für die Wende – zum Beispiel im Rahmen des Projekts "Green Factory Bavaria", das die energieautarke Fabrik zum Ziel hat.

Author: Christian Schiele

Published at: 22-2-2014 | Archiv

Energieeffiziente Herstellung von elektrischen Antrieben | Bild: FAPS

41 Prozent des gesamten Stromverbrauchs in Bayern verschlingen produzierende Unternehmen, so das Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung. Außerdem wenden produzierende Betriebe bis zu zehn Prozent ihrer Gesamtkosten für Energie auf. Wie könnte man diesen Bedarf senken? Und wie müsste die Fabrik von morgen aussehen, um dieses Ziel zu erreichen? Dieser Frage gehen Universitäten und Forschungsinstitute in ganz Bayern nach, die meisten davon sitzen in Franken.

Eine große Vision

Die "grüne Fabrik", die energieeffizient oder vielleicht sogar energieautark produziert, ist die Vision des Technologieverbunds "Green Factory Bavaria" unter der Federführung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU).

"In weniger energieintensiven Branchen ist eine energieautarke Fabrik durchaus machbar."

Jörg Franke, Projektverantwortlicher der 'Green Factory Bavaria'

Insgesamt könnten produzierende Unternehmen 30 Prozent ihres Energieverbrauchs einsparen, sagt Professor Jörg Franke, der den Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik an der FAU leitet.   

Neue Industrieroboter sollen Energie sparen

30 Einzelprojekte umfasst die "Grüne Fabrik", 25 davon laufen bereits, so Franke. In einem der Teilprojekte wollen die Forscher beispielsweise tonnenschwere und energieverschlingende Stanzautomaten durch Laser ersetzen. Diese sollen künftig Elektrobleche ausschneiden und dabei deutlich weniger Energie verbrauchen. Außerdem testen die Wissenschaftler, wie sich Industrieroboter so gestalten lassen, dass sie sich durch intelligente Bahnplanung möglichst energiesparend bewegen.

Kleine Fahrzeuge statt große Fließbänder

Ziel eines weiteren Projekts an der FAU ist es, Güter nicht mehr mit Hilfe von Fließbändern durch die Hallen zu transportieren. Günstiger, energieeffizienter und auch schneller sind kleine, sich selbstständig bewegende Fahrzeuge, sagt Professor Franke – auch wenn sie nur auf Geschwindigkeiten von rund sechs Stundenkilometern kommen.

"Die neuen Transportsysteme sind so groß wie ein DIN-A4-Blatt und werden mit Hilfe von Deckenkameras beziehungsweise über induktive Spulen im Boden geleitet."

Jörg Franke, Projektverantwortlicher der 'Green Factory Bavaria'

Enge Zusammenarbeit mit der Industrie

Für dieses Projekt sucht die "grüne Fabrik" noch Partner aus der Wirtschaft, die mit der Hochschule kooperieren wollen. Denn eines der Kernziele des Projektes ist der Wissenstransfer von der angewandten Forschung in die Industrie, damit die Unternehmen künftig deutlich weniger Ressourcen und Energie verbrauchen. Dafür werden bayernweit sogenannte Green Factories aufgebaut. In diesen wollen die Wissenschaftler den Unternehmen demonstrieren, an welchen Schrauben sie drehen müssen, um ihren Energiebedarf zu senken.

Geld vom Freistaat und von den Unternehmen

Große Unternehmen wie Siemens, Audi, BMW und Brose sind längst an Bord. "Wir haben aber auch viele mittelständische Partner", sagt Projektverantwortlicher Franke. Diese Kooperation sei schon allein aus finanziellen Gründen nötig. "Die Unternehmen fördern das auf vier Jahre angelegte Projekt mit zwölf Millionen Euro." Weitere zwölf Millionen Euro gibt der Freistaat im Rahmen eines Maßnahmenpakets zur Energiewende dazu.

"Sehr große Chance für fränkische Forschung"

"Das Projekt 'Green Factory Bavaria' ist eine sehr große Chance für die Forschung in Franken. Die beteiligten Hochschulen können sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Vor Ort dienen sie aber gleichzeitig als Brückenkopf für die Wirtschaft, der sie alle Forschungsergebnisse vermitteln können – also nicht nur die eigenen, sondern auch die der anderer Hochschulen."

Jörg Franke, Projektverantwortlicher der 'Green Factory Bavaria'

Geldregen für Fraunhofer in Bayreuth

Außerdem dürften sich im Rahmen des Projekts einige Hochschulen und Institute in Franken über einen Geldregen freuen, so Franke. "Die Fraunhofer-Projektgruppe in Bayreuth erhält beispielsweise drei Millionen Euro." Mit dem Geld könne die grüne Denkfabrik weiter vorangebracht werden.   

Stichwort "Green Factory Bavaria"

Die "Green Factory Bavaria" hat im April 2013 in Nürnberg ihre Arbeit aufgenommen. Neben der federführenden Universität Erlangen-Nürnberg sind auch die Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm, die Hochschulen in Ansbach, Coburg, Hof, Würzburg/Schweinfurt und Amberg/Weiden, die Technische Universität München sowie die Fraunhofer-Institute in Augsburg und Bayreuth beteiligt. Außerdem arbeiten die Fraunhofer-Projektgruppe "Prozessinnovation" in Bayreuth sowie die Fraunhofer-Projektgruppe " Ressourceneffiziente mechatronische Verarbeitungsmaschinen" in Augsburg mit. Weitere Informationen zum vier Jahre lang laufenden Projekt "Green Factory Bavaria" finden Sie im Internet:

Energieforschung für die Energiewende

Was kann die Wissenschaft zur Energiewende beitragen? Welche Technologien sind notwendig? Und sind Sie bereits ausgereift genug? In Deutschland forschen nach Angaben des Bundesministeriums für Bildung und Forschung derzeit mehr als 180 Hochschulen und 120 Forschungszentren und -institute an Themen der Energiewende. 2012 wurde die Energieforschung mit 708 Millionen Euro gefördert – 2006 waren es noch 401 Millionen Euro.

2013 verkündete das Bundesministerium für Bildung und Forschung, die Forschung zur Energiewende besser koordinieren zu wollen. Der Bund stellte für dieses Ziel zehn Millionen Euro zur Verfügung. Dabei ist das "Forschungsforum Energiewende" entstanden, an dem Bund und Ländern, Hochschulen und Forschungseinrichtungen vertreten sind. Außerdem wurde ein Koordinierungskreis aus Forschungsinstituten und Hochschulen gegründet. Weitere Angaben zum Forschungsforum Energiewende erhalten Sie, wenn Sie auf den ersten Link klicken. Der zweite Link führt Sie zum ersten Bundesbericht zur Energieforschung.


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