BR Fernsehen - Wir in Bayern


6

Allgemeinmedizin Die wichtigsten Blutwerte und ihre Bedeutung

Fast jeder hat schon das ein oder andere Mal beim Arzt Blut abgenommen bekommen, sei es bei Verdacht auf eine bestimmte Krankheit oder als Vorsorgeuntersuchung. Anhand der Blutwerte lassen sich nämlich unter anderem Krankheiten und Fehlfunktionen der Organe erkennen. Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann erklärt, welche Blutwerte besonders wichtig sind und was diese bedeuten.

Stand: 10.10.2023 10:52 Uhr

Blutwerte werden im Labor untersucht.  | Bild: Henrik Dolle/Shotshop/picture alliance

Blut hat viele lebenswichtige Aufgaben im Körper. Es transportiert Nähr- und Botenstoffe sowie Sauerstoff zu den Organen und entsorgt Abbauprodukte wie Kohlendioxid. Im Blut befinden sich auch die Immunzellen.

Blutwerte sind daher bei der Diagnose bestimmter Krankheiten von zentraler Bedeutung, schließlich lässt sich aus dem Blut einiges herauslesen. Zudem lassen sich anhand zu hoher oder zu niedriger Werte viele Krankheiten oder Fehlfunktionen bereits im Anfangsstadium erkennen. Entzündungen im Körper können auf verschiedene Erkrankungen (wie Rheuma oder Gicht) hindeuten. Und diese Entzündungen können durch Bluttests entdeckt werden.

Gut zu wissen:

Nüchtern zu sein ist nur erforderlich, wenn der Blutzucker, die Blutfette oder die Harnsäure bestimmt werden sollen. Sie dürfen etwas trinken, allerdings nur kalorienfreie Flüssigkeiten. Denn nicht nur das Essen, sondern auch Flüssigkeiten mit Kalorien, wie etwa Limo, verändert die Werte gewaltig!

Kleines und großes Blutbild

Um die eigene Gesundheit in regelmäßigen Abständen testen zu lassen, ist die Analyse des Blutes am geeignetsten.

Bei einem kleinen Blutbild werden rote und weiße Blutkörperchen, Blutplättchen sowie Hämoglobin gemessen. Dieses Blutbild wird gemacht, wenn ein Verdacht auf folgende Erkrankungen vorliegt:

Ein großes Blutbild macht nur Sinn, wenn die Art eines Infektes (bakteriell oder viral) erkannt werden soll.

Diese Blutwerte sind besonders wichtig

Leberwerte:
Erhöhte Werte (GOT, GPT, y-GT) geben Aufschluss über Lebererkrankungen vielfältiger Art, zum Beispiel:

  • Leberentzündung (Hepatitis)
  • Fettleber
  • Alkoholmissbrauch
  • Diabetes
  • ansteckende Gelbsucht
  • Gallenleiden

Niedrige Leberwerte sind hingegen nicht von Bedeutung.

Nierenwerte:
Niedrige Werte sind in Ordnung, während hohe Werte auf eine kranke Niere hindeuten. Der Basiswert ist das Kreatinin.

Blutzucker:
Über 40-Jährige, die übergewichtig sind, habe ein erhöhtes Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Daher ist es wichtig, in der Arztpraxis einen Nüchternblutzucker und einen Langzeitblutzucker (HbA1c) machen zu lassen. Allein die Diagnose Diabetes verkürzt das Leben um etwa 10 bis 15 Jahre.

Schilddrüse:
Liegt der TSH (Thyroidea stimulierendes Hormon) über 4, deutet das auf eine Schildrüsen-Unterfunktion hin. Die betreffende Person fühlt sich meist müde und friert leicht.
Liegt der TSH hingegen unter 0,1, deutet das auf eine Schilddrüsen-Überfunktion hin. Die betreffende Person leidet dann meist unter Herzrasen, Schwitzen, Schlafstörungen sowie Haarausfall.

Tipp für Veganer:

Während für Vegetarier keine zusätzlichen Blutkontrollen notwendig sind, sollten Personen, die sich ausschließlich vegan ernähren, regelmäßig Vitamin B12 und Homocystein (schwefelhaltige Aminosäure, die durch Stoffwechselprozesse entsteht) kontrollieren lassen. Vitamin B12 ist wichtig für die Funktion des Nervensystems. (Bei vegan ernährten Kindern besteht die Gefahr der verzögerten geistigen Entwicklung.) Hohes Homocystein erhöht das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko.

Häufigkeit der Blutuntersuchungen

Wie häufig eine Kontrolle der Blutwerte sinnvoll ist, hängt vom jeweiligen Lebenswandel und dem familiären Risikoprofil ab, ob es in Ihrer Familie beispielsweise Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Diabetes gab. Feste Fristen hierfür gibt es jedoch nicht.

Kostenübernahme für Blutuntersuchungen

Grundsätzlich sind Wunschleistungen der Patienten Selbstzahlerleistungen, das heißt, die Kosten für diese Blutuntersuchungen müssen von den Patientinnen und Patienten selbst getragen werden. Bei krankhaften Werten ist die weitere Diagnostik dann Kassenleistung.
Medizinisch erforderliche Leistungen hingegen sind Kassenleistungen. Hier entscheidet der Arzt oder die Ärztin in Abhängigkeit der Notwendigkeit.

Bleiben Sie gesund! Wünschen Dr. Klaus Tiedemann und "Wir in Bayern"!


6