BR Fernsehen - Wir in Bayern


7

Zahnmedizin Antworten auf Ihre Zahnarztfragen

Kommen Ihnen auch immer wieder Fragen rund um die Gesundheit und Pflege Ihrer Zähne in den Kopf? Beispielsweise, mit welcher Zahnbürste Sie Ihre Zähne am gründlichsten putzen können. Oder ob die Entfernung von Zahnstein wirklich notwendig ist. Vielleicht auch, ob ein Aufhellen den Zähnen womöglich schaden könnte. Antworten auf diese und andere Fragen hat Zahnarzt Dr. Dietmar Hellebrand.

Stand: 17.04.2024 15:00 Uhr

Zahnärztin mit Zahnmodell | Bild: Colourbox

Ist die Entfernung von Zahnstein wirklich notwendig?

Bei Zahnstein handelt es sich um ursprünglich weichen Zahnbelag, den der Speichel mit der Zeit mineralisiert hat (verkalkte Plaque). Zahnstein hat eine raue Oberfläche, deshalb kann sich dort weitere Plaque ansetzen, die wiederum verkalkt - so entsteht Schicht für Schicht.

Zahnstein kann der Anfang von Zahnproblemen sein. Denn er hat direkten Kontakt zum Zahnfleischsaum und bildet ein Klettergerüst für Bakterien. So können beispielsweise Entzündungen entstehen, aus denen sich eine Parodontitis entwickeln kann. Die Bakterien auf der verkalkten Plaque können aber auch Probleme hervorrufen, die nicht unmittelbar mit den Zähnen zusammenhängen, beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Deshalb sollte Zahnstein regelmäßig entfernt werden. Mindestens einmal pro Jahr, je nach Situation auch häufiger.

"Eine Zahnstein-Entfernung halte ich für zwingend notwendig. Da Zahnstein mineralisierte Plaque ist, bildet er einen Fremdreiz und legt den Grundstein für Karies und Paradontitis. Wer mit Entzündungen zu kämpfen hat, hat diese in der Regel vom Zahnstein und nicht von der Entfernung. Beim Entfernen werden die entzündeten Stellen lediglich freigelegt, was kurzfristig schmerzen kann."

Dietmar Hellebrand

Schadet die professionelle Zahnreinigung mit "AirFlow" dem Zahnschmelz?

AirFlow ist ein Verfahren, das in manchen Zahnarztpraxen bei der professionellen Zahnreinigung angewendet wird. Dabei kommt ein spezielles Gerät zum Einsatz, das Wasser mit Luftdruck und einem feinen Pulver (meist Natriumbikarbonat oder Erythrit) kombiniert. So können Plaque, Verfärbungen und Bakterien effektiv von der Zahn- und Zahnfleischoberfläche entfernt werden. Das Verfahren ist schmerzarm und ermöglicht eine gründliche Reinigung auch in schwer zugänglichen Bereichen.

"Ich bin kein Freund von AirFlow. Hierbei werden Salze gesprüht, die den Schmelz mikroskopisch anrauen. Das fühlt sich erstmal sehr sauber an, die Verfärbungen kommen jedoch umso schneller wieder. Wir reinigen die Zähne mit einer gründlichen Politur und verwenden AirFlow nur bei bestimmten Indikationen, zum Beispiel zur Behandlung von Paradontitis."

Dietmar Hellebrand

Reinigt eine elektrische Zahnbürste die Zähne besser als eine Handzahnbürste?

Elektrische Zahnbürsten erleichtern das Putzen der Zähne und erhöhen die Effektivität. Beispielsweise erreichen sie die Kauflächen der Backenzähne oder winzige Spalten in der Zahnoberfläche. Bei der elektrischen Reinigung üben Sie außerdem weniger Druck auf Zähne und Zahnfleisch aus, wodurch Abrasivität (das Abscheuern von Zahnhartsubstanz) und Zahnfleischreizungen reduziert werden.

"Theoretisch könnten Sie mit einer Handzahnbürste dasselbe Ergebnis erzielen, doch die elektrische Zahnbürste ist bequemer zu handhaben, dadurch putzen Sie motivierter und besser. Eine elektrische Zahnbürste muss nur leicht an die Zähne gehalten werden und verursacht so weniger mechanische Schädigungen."

Dietmar Hellebrand

Wie lässt sich langjährige Paradontitis am besten behandeln?

Parodontitis ist eine Entzündung des Zahnfleisches, die durch bakteriellen Zahnbelag entsteht. Im Verlauf kommt es zum Rückgang des Zahnfleisches, was Zahnfleischbluten und reizempfindliche Zähne zur Folge haben kann. Wird eine Parodontitis nicht rechtzeitig behandelt, kann der Zahnhalteapparat zerstört werden. Diese Schäden sind meist nicht mehr zu beheben und können zu Zahnausfall führen.

Eine effektive Therapie beseitigt die Bakterien als Verursacher der Krankheit und stoppt die Entzündung. Dazu müssen die Zahnoberflächen vom Zahnarzt mit geeigneten Instrumenten so gründlich gereinigt werden, dass sich das Zahnfleisch wieder bakteriendicht anlagern kann (es ist nicht am Zahn festgewachsen). Sind die Zahnfleischtaschen sehr tief oder besteht die Entzündung noch weiter, muss bei einem kleinen chirurgischen Eingriff das erkrankte Gewebe entfernt werden. Bei besonders aggressiven Verläufen kann zusätzlich eine Antibiotikatherapie notwendig werden.

Patienten sollten durch besonders sorgfältige Zahnpflege verhindern, dass sich wieder neuer Zahnbelag bildet. Gründliches Zähneputzen ist dabei ebenso wichtig wie die Anwendung von Zahnseide und Zahnzwischenraumbürsten. Auch desinfizierende Mundspüllösungen und Zungenschaber können helfen, das Bakterienwachstum im Mund zu reduzieren. Besprechen Sie die individuelle Paradontitis-Therapie unbedingt mit Ihrem Zahnarzt!

"Paradontitis ist eine lebensbegleitende Erkrankung - nicht heilbar, aber in den Griff zu bekommen. Achten Sie auf eine gewissenhafte Zahnhygiene und lassen Sie die Beläge innerhalb der Zahnfleischtaschen regelmäßig bei einer professionellen Zahnreinigung entfernen. Wenn es sein muss, alle drei Monate. Sollten die Taschentiefen so nicht in den Griff zu bekommen sein oder eine Blutung aus den Taschen bleiben, ist eine Paradontitis-Therapie beim Zahnarzt zwingend erforderlich. Diese kann in nicht vorhersagbaren Abständen immer wieder erforderlich sein."

Dietmar Hellebrand

Ist Bleaching schlecht für die Zähne?

Voraussetzung für eine Aufhellung Ihrer Zähne sollte eine zahnärztliche Beratung sein. Ein Zahnarzt kann einschätzen, ob der Gesundheitszustand Ihrer Zähne ein Bleaching zulässt. Je gesünder Zähne und Zahnfleisch sind, desto besser.

Lassen Sie das Bleaching in einer Zahnarztpraxis durchführen und experimentieren Sie besser nicht mit Produkten aus dem Drogeriemarkt. Aufhellende Zahnpasten beispielsweise haben in der Regel einen hohen Schleifkörperanteil und wirken wie Scheuermilch auf den Zähnen. So können Mikroverletzungen entstehen, wodurch die Zähne zuerst weißer erscheinen, sich danach aber wieder schneller verfärben.

Wenn Sie eine Aufhellung zu häufig durchführen lassen, besteht das Risiko einer Überempfindlichkeit der Zähne. Diese kann bis zu zwei Wochen anhalten, geht aber wieder weg.

"Bleaching ist nicht schädlich für die Zähne. Professionelle Bleaching-Produkte basieren meist auf Carbamidperoxid, das lediglich die im Schmelz eingelagerten Verfärbungen aufhellt, den Schmelz selbst aber nicht verändert."

Dietmar Hellebrand


7