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HNO-Medizin Schwindel - das sind häufige Gründe

Der Boden schwankt, alles dreht sich, und man hat das Gefühl, als ob man von einem Sog nach unten gezogen wird. Schwindel ist ein häufiges Symptom, das Patientinnen und Patienten in die Arztpraxis oder bei heftiger Ausprägung sogar direkt in die Klinik führt. Die Ursachen, die zu Schwindel führen, können äußerst vielfältig sein. Manche Schwindelformen müssen medikamentös behandelt werden. Es gibt aber auch Schwindelformen, gegen die Sie selbst etwas tun können. Tipps von HNO-Arzt Dr. Thomas Meier-Lenschow.

Stand: 04.03.2024

Verfremdeter Blick in Baumwipfel. | Bild: picture alliance

Schwindel ist keine eigene Erkrankung, sondern ein Zeichen, dass etwas im Gleichgewichtssystem des Körpers gestört ist.
Unsere Organe, die für unser Gleichgewicht zuständig sind, liegen im Innenohr, in den Muskeln, Gelenken, der Halswirbelsäule sowie im Gehirn. Das Auge ist für die Orientierung im Raum wichtig und stabilisiert unseren Blick.
Diese Sensoren und Organe altern und lassen in ihrer Funktion und Schnelligkeit nach. Kommen dazu noch Herz-Kreislauf-Probleme, werden die Organe zusätzlich geschwächt. Somit ist es natürlich, dass die Schwindelbeschwerden im Alter zunehmen.

Mögliche Ursachen von Schwindel

  • Lagerungsschwindel: Das ist ein heftiger Drehschwindel, der bei bestimmten Kopfbewegungen einsetzt. Er tritt vor allem beim Hinlegen, morgendlichen Aufstehen, Umdrehen im Bett oder Bücken auf. Der Lagerungsschwindel entsteht im Innenohr. Dort verlagern sich kleine Steinchen, sogenannte Ohrkristalle. Dieser Schwindel kann mit einer speziellen Gymnastik, dem sogenannten Otolithenbefreiungsmanöver, behandelt werden.
  • Benommenheit: Benommenheit gleich nach dem Aufstehen vom Bett oder Stuhl, kann von einem zu schwachen Kreislauf kommen. Hier helfen Bewegungstraining, mehr trinken oder aber auch - nach ärztlicher Rücksprache - Medikamente.
  • Schwanken beim Gehen: Hierfür können die Ursachen vielfältig sein: Gelenkprobleme, eine Schwäche der Muskulatur oder eine Durchblutungsstörung des Gehirns. Die Behandlung hängt von der Ursache ab.
  • Nebenwirkungen von Medikamenten: Schwindel wird nicht selten von Medikamenten hervorgerufen, beispielsweise durch blutdrucksenkende Mittel, Antidepressiva oder Schlafmittel.

Richtiges Verhalten bei einem Schwindelanfall

  • Legen oder setzen Sie sich bei einem starken Schwindelanfall möglichst hin oder halten Sie sich zumindest fest, um mögliche Stürze vorzubeugen.
  • Fixieren Sie mit den Augen einen festen Punkt. Dies kann zur inneren Beruhigung beitragen.
  • Bewegen Sie Ihren Kopf nur ganz langsam. Suchen Sie sich dabei aber immer wieder einen fixen Bezugspunkt, um das Gesichtsfeld nicht völlig verschwimmen zu lassen.
  • Atmen Sie ruhig und tief, aber nicht zu tief, um die Psyche zu beruhigen.

Wann Sie einen Arzt aufsuchen sollten

Bei allen Formen von Schwindel, die sich nicht selbst erklären lassen, sollten Sie zum Arzt gehen. Das ist besonders wichtig, wenn der Schwindel die Lebensqualität beeinflusst und die Gefahr von Stürzen besteht.

Behandlung von Schwindel

Eine Tablette gegen Schwindel gibt es leider nicht. Für den Arzt ist es nicht immer einfach, die Ursache für den Schwindel oder gar das Zusammenwirken mehrerer Ursachen zu finden. Schließlich gilt es, Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, des Innenohres (HNO-Arzt), des zentralen Nervensystems (Neurologe) und gegebenenfalls der Augen (Augenarzt) abzuklären. Zudem sind mögliche Ursachen im Halteapparat (Orthopäde) sowie des metabolischen Systems (Internist, Diabetologe) zu berücksichtigen. Je nach Untersuchungsergebnis ergibt sich dann ein spezielles Behandlungskonzept.

Am wichtigsten ist, selbst aktiv vorzubeugen:

  • ausreichend trinken (mindestens 1,5 bis 2 Liter am Tag)
  • kein Nikotin
  • gute Einstellung des Blutzuckers
  • gute Einstellung des Blutdrucks
  • auf Cholesterinwerte achten
  • regelmäßige Bewegung/Sport
  • Gleichgewichtsübungen

Schwindelarten, für die ein "Schwindeltraining" in Betracht kommt:

  • Schwindel durch niedrigen Blutdruck: Die Betroffenen sehen meist verschwommen und ihnen wird "Schwarz vor Augen", wenn sie schnell aufstehen oder sie sich nach längerem Bücken (beispielsweise bei der Gartenarbeit) aufrichten.
  • Schwindel durch Konditionsmangel: Dieser Schwindel fällt vor allem durch Schwanken, Müdigkeit oder Benommenheit bei längerer körperlicher Belastung (und keiner vorliegenden Herz-Kreislauferkrankungen oder Lungenleiden) auf.
  • Schwindel bei Innenohrerkrankung: Der heftige Drehschwindel mit Erbrechen und Übelkeit tritt bei einem viral bedingten Ausfall des Gleichgewichtssinnes auf, seltener bei Überdruck im Innenohr oder Migräne. Ein sogenanntes Kompensationstraining verbessert die Mobilität und Gangsicherheit entscheidend und ist ein wichtiger Faktor für die Regeneration.
  • Schwindel bei Parkinson-Erkrankung: Neben der medikamentösen Therapie ist das Trainieren und Wachhalten der körperlichen Stabilität ein essenzieller Baustein in der Behandlung der Stand- und Gangunsicherheit bei diesem komplexen Krankheitsbild.
  • Schwindel durch Muskelabbau: Die Muskelmasse schwindet im Alter, bei und nach längeren Krankenhausbehandlungen. Daraus resultiert eine Schwäche der Haltungsmuskulatur. Beim Gehen fallen unter anderem Schwanken und Seitdrift auf.
  • Weitere Schwindelformen, die durch ein Trainingsprogramm verbesserbar sind, wären Schwindel nach Schlaganfall, bei Polyneuropathie und bei HWS-Problemen.

Viel Erfolg mit den Tipps wünschen Dr. Thomas Meier-Lenschow und "Wir in Bayern"!


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