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HNO-Medizin Schluckstörungen erkennen und behandeln

Wer kennt das nicht aus eigener Erfahrung: Man verschluckt sich, Speise oder Speichel gelangt in die Speiseröhre und man muss husten. Dieser Schutzreflex dient der Reinhaltung der Luftröhre und Lunge vor Nahrung. Tritt dieses Verschlucken häufig oder regelmäßig auf, liegt eine Schluckstörung vor. Diese schränkt nicht nur die Lebensqualität erheblich ein, sondern kann zu ernsthaften Gesundheitsschäden führen. Tipps von HNO-Arzt Dr. Thomas Meier-Lenschow, wie Sie eine Schluckstörung erkennen und was Sie dagegen tun können.

Stand: 15.04.2024

Ältere Person beim Essen | Bild: picture-alliance/dpa/Monika Skolimowska

Wir schlucken gut 2.000 Mal am Tag - teilweise bewusst beim Essen, teilweise ohne es zu bemerken. Speichel und Oberflächenschleim werden abgeschluckt. Auch Staub und kleine Fremdkörper kommen auf diese Weise aus Nase und Rachen in den Magen.
Das Schlucken ist ein sehr komplizierter Mechanismus. Daran sind neben 25 Muskelpaaren auch fünf von unseren 12 Hirnnerven sowie ein Bündel unbewusst arbeitender Nervenfasern beteiligt. Dieser enorme Aufwand an Hirn- und Muskelleistung ist nötig, weil sowohl Atemluft als auch Nahrung den Hals passiert und Schluck- und Atemwege getrennt werden müssen. Das bedeutet: Die Luftwege müssen rechtzeitig verschlossen werden, damit keine Nahrung oder Flüssigkeit hineingelangt.
Der Schluckvorgang dauert, nach erfolgter Zerkleinerung der Nahrung im Mund, etwa ein bis eineinhalb Sekunden. Das Geschehen im Mund ist unserem Willen unterworfen, danach läuft das Schlucken autonom ab, es lässt sich also willentlich nicht mehr beeinflussen.

Schluckstörungen (Dysphagie)

"Wenn der Vogel frisst, singt er nicht". Atmen, Reden und Schlucken funktionieren nicht gleichzeitig. Denn sonst kämen Nahrungsteile mit der empfindlichen Schleimhaut des inneren Kehlkopfes in Berührung und ein heftiges Husten würde ausgelöst. Dieser Schutzreflex dient der Reinhaltung der Luftröhre und Lunge vor Nahrung und ist jedem aus eigener Erfahrung bekannt.
Tritt dieses Verschlucken aber häufig oder regelmäßig auf - wird beim Essen ständig gehustet, schmerzt das Schlucken tief im Hals oder hinter dem Brustbein oder kommt Nahrung wieder hoch, liegt eine Schluckstörung vor.

Weitere Hinweise auf eine Schluckstörung

Achten Sie vor allem bei älteren Angehörigen auf folgende Anzeichen:

  • häufiges Verschlucken oder Würgen
  • unkontrollierter Speichelfluss
  • lange Verweildauer der Nahrung im Mund
  • deutlich verlangsamtes Schlucken
  • Essensreste an der Kleidung oder um den Mund
  • Husten und Räuspern nach dem Schlucken
  • belegte Stimme nach dem Schlucken
  • "Kloß-im-Hals" -Gefühl

Ursachen

  • zu hastiges Essen mit schlecht gekauter Nahrung
  • Verlangsamung des Schluckaktes im Alter
  • degenerative Veränderungen der Halswirbelsäule mit Bildung von Knochenvorsprüngen, die die Beweglichkeit der Speiseröhre beeinträchtigen
  • Entzündungen (beispielsweise als Folge ständigen Sodbrennens) im Mund und Rachenraum
  • Neurologische Erkrankungen, vor allem Demenz, Schlaganfälle und Parkinson. Aufgrund der gestörten Nervenbahnen ist die Koordination des Schluckaktes instabil und das Verschlucken wird oft nicht bemerkt.
  • Zahnverlust oder schlecht sitzender Zahnersatz
  • Tumore in Rachen und Speiseröhre
  • Medikamente (Antidepressiva, Kortison, Cholesterinsenker, Parkinsonmedikamente)
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Stoffwechselerkrankungen
  • psychische Ursachen

Mögliche Folgen und Komplikationen

  • Lungenentzündung durch in die Bronchien gerutschte Nahrung - kein seltener Grund für eine Krankenhausbehandlung älterer Menschen.
  • Unter- und Mangelernährung
  • Dehydration (Austrocknung)

Behandlungsmöglichkeiten

Je nach Ursache können Schluckstörungen gezielt medikamentös oder operativ behandelt werden.
Sehr wichtig und unverzichtbar, vor allem bei der Therapie neurologischer Schluckstörungen, sind speziell ausgebildete Logopäden oder Schlucktherapeuten. Sie üben mit den Betroffenen das richtige Schlucken und erarbeiten Schluckstrategien zur Kompensation gestörter Schluckmuster.

Tipps gegen Verschlucken, wenn keine Krankheit die Ursache ist

  • Setzen Sie sich zum Essen möglichst aufrecht hin.
  • Essen Sie nicht zu hastig und kauen Sie gut.
  • Trinken Sie gegebenenfalls immer wieder einen Schluck dazwischen.
  • Lassen Sie sich beim Essen nicht ablenken (beispielsweise durch Fernsehen).

Fazit

Schluckstörungen treten im vorgeschrittenen Alter häufig auf und sollten keineswegs auf die leichte Schulter genommen werden, da sie zu erheblichen Gesundheitsschäden führen können.


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